Nach dem Kolophon, dem Schreibervermerk am Ende des Textes, datiert er in die Zeit des Königs Marduk-balassu-iqbi, der am Ende des 9. Jahrhunderts v.u.Z. in Babylon regierte. Es handelt sich um eine Humoreske oder Anekdote um einen babylonischen Arzt aus der Stadt Isin.
Der Name „Mann-der Baba“ verweist auf seinen Beruf, denn Baba ist einer der Namen der Heilgöttin, die zugleich Stadtgottheit von Isin ist. Ihr anderer Name ist Gula; unser Arzt ist zugleich Oberpriester ihres Tempels. Die Stadt Isin war seit alters für ihre Ärzte und deren Heilkünste bekannt. Der Mann aus Nippur, sein Vater und sein Onkel tragen Namen berühmter Schreiber aus der Kassitenzeit Mesopotamiens (2. Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr.). Die Sprache der Namen ist Sumerisch, typisch für Schreibernamen in Mesopotamien. Schon dieser Umstand verweist den Text in das Schreiber- und Schulmilieu, was durch den Fortgang der Erzählung und den Kolophon des Textes bestätigt wird.
Der Text steht in der Tradition altbabylonischer Schulsatiren, in denen immer wieder die Rolle des Sumerischen für Schreiber thematisiert wird. Eine korrekte Darstellung der sprachlichen Situation Nippurs im 9. Jahrhundert v. Chr. ist dabei gar nicht die Absicht des Textes. Vielmehr soll den Schreiberschülern, für die nach dem Kolophon der Text geschrieben wurde, verdeutlichen: Ohne Sumerisch bist du ein Idiot, selbst wenn du Arzt und Oberpriester bist, und wirst deshalb von uns mit unseren kleinen, runden Übungstafeln beworfen und zum Tor hinausgetrieben.
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Bruder von Ninurta-mizideschkiaggani („Ninurta-der-die-Verehrung liebt“),
Neffe von Enlil-Nibrukibigi („Enlil-restauriere-Nippur!“) –
ein Hund biss ihn und er ging nach Isin,
der Stadt der Herrin des Lebens,
um sich gesund machen zu lassen.
Amel-Baba („Mann-der-Baba“),
ein Isinäer, Oberpriester der Gula, untersuchte ihn,
rezitierte eine Beschwörung für ihn und heilte ihn.
(Ninurta-sagentarbi-zaemen sagt)
„Dafür, dass du mich so geheilt hast,
möge dich Enlil, Herr von Nippur, segnen.
Du sollst nach Nippur, meiner Stadt, kommen,
dann werde ich dir ein Obergewand bringen,
dir Essensportionen abteilen
und dir zwei Krüge Weizenbier zu trinken geben.“
(Amel-Baba sagt)
„Wohin soll ich in Nippur, deiner Stadt, gehen?“
(Ninurta-sagentarbi-zaemen sagt)
„Wenn du nach Nippur, meiner Stadt, kommst,
sollst du zum großen Tor hineingehen.
Du sollst die Breite-Straße, den Platz, die Rechte-Straße,
die Nuska-und-Ninimma-Straße zu deiner Linken liegen lassen.
Nin-lugal-abzu („Die-Herrin-ist-die Königin-des Abzu“),
Tochter des Kiaggi-Enbilulu („Enbilulu-liebt-den-Gerechten“),
Schwiegertochter von Nischu-anaEa-takla („Die-Leute-vertrauen-auf-Ea“),
eine Gärtnerin des Dattelpalmgartens (namens) Henun-Enlil („Überfluss-des-Enlil“),
die an einer Stelle auf der Rechte-Straße sitzt und Grünzeug verkauft –
die sollst du fragen und sie wird dir (den Weg) zeigen.“
Amel-Baba, der Isinäer, Oberpriester der Gula, näherte sich Nippur.
Er ging zum großen Tor hinein.
Die Breite-Straße, den Platz, die Rechte-Straße,
die Nuska-und-Ninimma-Straße ließ er zu seiner Linken liegen.
Er sah Nin-lugal-abzu, Tochter von Kiaggi-Enbilulu,
Schwiegertochter von Nischu-ana-Ea-takla,
die Gärtnerin des Dattelpalmgartens Henun-Enlil,
die auf dem Boden von Rechte-Straße saß und Grünzeug verkaufte.
(Amel-Baba sagt)
„Nin-lugal-abzu?“
(Nin-lugal-abzu sagt auf sumerisch)
„anni lugalgu.“
(Amel-Baba sagt)
„Warum verfluchst du mich ständig?“
(Nin-lugal-abzu sagt)
„Warum sollte ich dich ständig verfluchen? Ich sagte ‚Ja, mein Herr!‘“
(Amel-Baba sagt)
„Nach dem Haus des Ninurta-sagentarbizaemen,
Sohn von Mizidesch-kiaggani, Neffe des Enlil-Nibru-kibigi
will ich dich fragen und du sollst es mir zeigen.“
(Nin-lugal-abzu sagt auf sumerisch)
„en nutuschmen.“
(Amel-Baba sagt)
„Warum verfluchst du mich ständig?“
(Nin-lugal-abzu sagt)
„Warum sollte ich dich ständig verfluchen?
Ich sagte dir ‚Mein Herr, er ist nicht zu Hause.“
(Amel-Baba sagt)
„Wo ist er hingegangen?“
(Nin-lugal-abzu sagt auf sumerisch)
„E dingirbi schuzianna sizkur gabari munbal.“
(Amel-Baba sagt)
„Warum verfluchst du mich ständig?“
(Nin-lugal-abzu sagt)
„Warum sollte ich dich ständig verfluchen?
Ich sagte‚ beim Haus seines Gottes Schuzianna bringt er ein Opfer dar."
(Nin-lugal-abzu sagt zu sich)
“Was für ein Idiot ist er!
Die Angehörigen der Akademie sollen sich versammeln
und ihn mit ihren (runden) Übungstafeln zum Tor hinaustreiben."
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Geschrieben für die Lektüre von (Schreiber-) Lehrlingen.
Uruk [...]. Jahr 1 Marduk-balassuiqbi, starker König, König von Babylon.
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