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Es werden Posts vom Januar, 2019 angezeigt.

Die Klagen des Bauern

bzw.: "Die Geschichte vom beredten Oasenmann" Die Geschichte vom beredten Bauern ist in vier Handschriften aus dem Mittleren Reich überliefert. Im folgenden soll jedoch nur auf die drei Papyri (Berlin 3023 + 3025 und Ramesseum A = Papyrus 10499) Bezug genommen werden, die sich in der Sammlung des Ägyptischen Museums Berlin befinden. Zusammenfassung: Der niedrig gestellte Bauer Chui-ni-Anup (auch Chu-en Anubis) zieht von seinem Wohnort, dem Wadi Natrun aus ins Niltal, um dort Produkte zu verkaufen. Im Niltal wird er unter fadenscheinigen Vorwänden vom leibeigenen Pächter Thot-Nacht oder, nach anderen Handschriften, Nemti-Nacht, seiner gesamten Habe beraubt. Chui-ni-Anup geht daraufhin nach Herakleopolis und wendet sich an Rensi, den Besitzer und Vorgesetzten des Nemti-Nacht und Obervermögensverwalter des Königs. Rensi berät sich mit seinen „Räten“ und lässt die Bitte des Chui-ni-Anup unbeantwortet. Daraufhin beginnt der Bauer, Klagereden gegen Rensi zu erheben, in

127B - Jauchzen dir, AMUN-RE

Aus den Hymnen des Papyrus Berlin 3049, Ramessidenzeit 1-4 Sei gegrüßt, Einziger mit geheimer Geburt,  erlauchter Fürst der ersten Urgötter;  starker Gott mit gerüsteter Erscheinungsform,  Gnädiger, Herr der Zuneigung.  5-9 Die Menschen, sie jubeln dir zu und preisen deine Gestalt;  die Götter, sie verehren deine Majestät,  sie erhöhen deinen erlauchten Adel;  die Göttinnen, sie musizieren für deinen Ka,  sie künden dir Schönes und jauchzen «Hüte dich, Erde!»  10-14 am Tor deines Tempels bis ans Ende der Zeit. Wenn du zur Ruhe gehst, jubeln die beiden Länder über deine Schönheit,  jedes Gesicht betet dich an.  Jauchzen dem Ba in seiner Umringlerschlange,  wenn er dahinfährt in der Nachtbarke!  15-19 Die Tagbarke frohlockt unter ihrem Herrn;  er hat die Finsternis erleuchtet, seine Strahlen dringen in die Erde,  die er geschaffen hat. Man ist früh auf, um seinem Ka Hymnen zu singen;  deine beiden Federn, sie wecken die Köpfe auf und richten

Das Zweibrüdermärchen

Das Zweibrüdermärchen gehört zu den ägyptischen Literaturwerken mit dem höchsten Bekanntheitsgrad auch über den engen Kreis der Ägyptologie hinaus. Der Text ist in einem einzigen Manuskript erhalten, dem nach seiner früheren Besitzerin Elisabeth d'Orbiney benannten Papyrus d'Orbiney, und wurde im Jahre 1857 vom Britischen Museum erworben (Museumsnr. EA 10183). Während uns, wie bei fast allen ägyptischen Literaturwerken, der Autor unbekannt bleibt, nennt der Kolophon als Kopisten den Schatzhausschreiber Enene (Jnj-nB). Der Text ist in musterhafter hieratischer Buchschrift geschrieben und wird in der modernen Ägyptologie gern als Schultext zur Einführung in die hieratische Schrift verwendet. Die etwa 6 m lange und 20 cm hohe Schriftrolle besteht aus 20 aneinandergeklebten, im ganzen noch gut erhaltenen Papyrusblättern, von denen aber die ersten fünf einige größere Lücken aufweisen. Das letzte Blatt sowie die Rückseite der Rolle sind mit nicht zum Text gehörigen Notizen beschr

Hymnus von Tura

Der folgende Hymnus aus der 18. Dynastie preist den Selbstentstandenen als Schöpfer von Himmel und Erde: Der sich verkörperte in Verkörperungen, der seinen Leib schuf, der seine Gestalt bildete, sich schuf mit seinen Armen, der hervorkam [in] spontaner [Selbstentstehung] alle seine Glieder redeten mit ihm Er hat sich selbst gebaut, bevor Himmel und Erde entstanden waren, als das Land im Urwasser war inmitten der «müden Flut». Da hat er angefangen, dieses Land zu erschaffen, indem er festsetzte, was aus seinem Munde hervorging. Du hast den Himmel hochgehoben und den Erdboden niedergestreckt, um das Land weitzumachen für dein Bild! Du hast deine erste Gestalt angenommen als Sonnengott, um die beiden Länder zu erhellen für das, was du geschaffen hast als [Plan] deines Herzens, als du allein warst. http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/propylaeumdok/3036/1/Assmann_Schoepfungsmythen_2000.pdf mehr dazu: http://www.aegyptologie.com/forum/attachments/Kessler_Dissidentenliteratur.pdf

Mythos vom Totengericht

Aus dem Ägyptischen Totenbuch (Kap. 125) Das, was zu sagen ist, wenn man in die Halle [der Vollständigen Wahrheit] gelangt, gereinigt wird von allem Bösen, das man getan hat, und das Angesicht der Götter schaut: Sei gegrüßt, du großer Gott, Herr der Vollständigen Wahrheit! Ich bin zu dir gekommen, mein Herr, ich hin hergebracht worden, damit ich deine Vollkommenheit schaue. Ich kenne dich, ich kenne deinen Namen, ich kenne die Namen der Zweiundvierzig Götter, die mit dir in der der Halle der Vollständigen Wahrheit sind, die von denen leben, die das Böse hüten, die von ihrem Blute schlürfen an jenem Tage des Abwägens der Charaktere vor Wennenefer (*). Siehe, "Der, dessen Augen Töchter sind, Herr der Maat" ist dein Name. Siehe ich bin vor dich getreten, nachdem ich dir die Wahrheit gebracht und dir die Sünde vertrieben habe. Ich habe nicht gegen Menschen gesündigt. Ich habe keine Leute arm gemacht. Ich habe nicht Böses getan an der Stätte der Wahrheit. Das Nichtseiende kenne ic

Mythos von dem unzugänglichen einen Gott und seinen vielfältigen Erscheinungsformen

Aus einem altägyptischen Papyrus der Ramessidenzeit. Geheim an Verwandlungen, funkelnd an Erscheinungsformen, wunderbar erscheinender Gott, reich an Gestalten! Alle Götter rühmen sich seiner, um sich mit seiner Schönheit so zu erhöhen, wie er göttlich ist. 'Re' selbst ist vereinigt mit seinem [des 'einen' Gottes] Leib, er ist der Große in Heliopolis. Man sagt aber auch 'Tatenen' ['Ptah-Tatenen' von Memphis] zu ihm, und 'Amun' [von Theben], der aus dem Urwasser hervorkam, um die 'Gesichter' [die Götter] zu leiten. Andere Weisen seiner Erscheinung sind die 'Acht' [von Hermopolis] und der 'Urgott' ['Nun', eine Gestalt des Urgottes der 'Neunheit' von Heliopolis] und der 'Urgrund der Götter, die Re gebar' [der Sonnengötter von Heliopolis]! Er vollendete sich als 'Atum' [zweite Gestalt des Urgottes von Heliopolis], eines Leibes mit ihm. Er ist der Allherr, der das Seiende begann. Sein 'Ba

Mythos vom All-Wissen des Pharao

Der König kennt die geheime Rede, die die östlichen 'Ba' sprechen,  wenn sie Jubellärm machen für Re bei seinem Aufgang, seinem Erscheinen im Lichtland; wenn sie ihm die Flügel öffnen der Tore des östlichen Lichtlands,  auf dass er fahre auf den Wegen des Himmels. Er kennt ihre Form und ihre Verkörperungen, ihre Heimat im Gottesland. Er kennt den Ort, an dem sie stehen, wenn Re den Weganfang beschreitet. Er kennt jene Worte, die die beiden Mannschaften sprechen, wenn sie die Barke des Himmlischen ziehen. Er kennt das Geborenwerden des Re und seine Selbstentstehung in der Flut. Er kennt jenes geheime Tor, durch das der Große Gott heraustritt. Er kennt den in der Morgenbarke und das große Bild in der Nachtbarke. Er kennt deine Landeplätze im Lichtland und deinen Lauf in der Himmelsgöttin. Textgrundlage: Jan Assmann, Sonnenhymnen in thebanischen Gräbern, Theben 1, 1983, Nr. 54. Deutsche Übersetzung: Jan Assmann, Ägypten. Theologie und Fr