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Memphis-Theologie + Schabaka-Stein

Die Memphitische Theologie, aus der Stadt Memphis, stellt neben der Neunheit von Heliopolis und der Achtheit von Hermopolis eine dritte Variante einer Kosmo- und Theogonie des antiken Ägypten dar. Im Zentrum dieser Schöpfungsgeschichte steht der Gott Ptah, der zugleich sein Kultzentrum in Memphis hatte. Die Memphitische Theologie wandelt den heliopolitanischen Mythos dahingehend ab, dass nicht der Sonnengott Atum der Schöpfergott und Vater aller anderen Götter ist, sondern Ptah, der Gott der Handwerker und Baumeister.
Die Memphitische Theologie ist die früheste bekannte Theologie, die auf dem Prinzip des Logos beruht, also der Schöpfung durch das Wort und die Rede.
Die wichtigste Quelle der Überlieferungen über die Memphitische Theologie ist der Schabaka-Stein. Dieser Stein entstand der Überlieferung nach dadurch, dass der kuschitische König Schabaka, der dritte König der 25. Dynastie, bei einer Inspektion im Ptah-Tempel von Memphis ein „von Würmern zerfressenes“ Papyrus gefunden hatte und darüber so entsetzt gewesen war, das er befohlen hatte, den verbliebenen Text in eine Granitplatte zu meißeln. Der Stein stammt also aus der 25. Dynastie (ca. 700 v.u.Z.), während der Text aus der 18. oder 19. Dynastie zu stammen scheint.


Memphitische Theologie des Shabaka-Steins (Zeilen 48, 53-61a)
Übersetzung (eng) :
- Allen, James P. Genese in Ägypten, New Haven, 1988
- Lichtheim, M. Altägyptische Literatur, Bd. I – Das Alte und Mittlere Reich , London, 1973


Die Götter, die in Ptah entstanden 
Durch das Herz und durch die Zunge entwickelte sich etwas zu Atums Ebenbild. 
Denn der ganz Große ist Ptah, der allen Göttern und ihr Kas [das Leben] gab, 
durch dieses Herz und durch diese Zunge, in der Horus als Ptah Gestalt angenommen hatte, in der Thoth als Ptah Gestalt angenommen hatte. 
Somit herrschen Herz und Zunge über alle Gliedmaßen, 
gemäß der Lehre, dass es (das Herz, oder: er, Ptah) in jedem Körper und es (die Zunge, oder: er, Ptah) in jedem Mund ist, 
von allen Göttern und allen Menschen, allen Tieren und allen kriechenden Lebewesen, die leben – 
um alles zu planen und zu regieren, wie er will.
Seine (Ptahs) Ennead (neun Schöpfergottheiten) sind vor ihm wie Zähne und Lippen. Sie sind der Samen und die Hände von Atum. 
Denn durch seinen Samen und seine Finger entwickelte sich Atums Ennead,
Aber die Ennead sind die Zähne und Lippen in diesem Mund
welche die Identität (Namen) von allem aussprachen und aus denen Shu und Tefnut hervorgingen,
und die Ennead gebaren das Sehen der Augen, das Hören der Ohren, das Atmen von Luft durch die Nase,
sie berichten an das Herz, und dieses lässt jedes Verständnis hervortreten. 
Die Zunge wiederholt, was das Herz plant. 
Er (Ptah) ist derjenige, der alle Götter gemacht hat, (auch) Atum und seine Ennead. 
Denn jedes Wort des Gottes kam zustande durch das, was das Herz erdachte und die Zunge befahl 
So wurden die männlichen Lebensprinzipien geschaffen und die weiblichen Lebensprinzipien geschaffen – diejenigen, die alle Nahrung und jedes Opfer bereiten – 
durch dieses Wort, das macht, was geliebt und gehasst wird.
So wurde dem, der Ruhe hat, das Leben gegeben, und dem, der Unrecht tut, der Tod. 
So wurden alle Konstruktionen und alle Handwerke gemacht, das Tun der Hände, das Gehen der Füße und die Bewegungen aller Gliedmaßen, 
infolge dieses Befehls, der vom Herzen erdacht ist und auf der Zunge hervorgeht und die Leistung von allem schafft.
So hat sich herausgestellt, dass Ptah „Derjenige, der alles schuf und die Götter entstehen ließ“ genannt wird. 
Da er (auch) Ta-tenen (Schöpfergott) ist, der die Götter geboren hat, aus dem alles hervorgegangen ist - 
Speisopfer und Nahrung, Gaben der Götter und alles Vollkommene.
Er ist (auch) Thot, der Weise, dessen Macht größer ist als die der (anderen) Götter 
So war Ptah zufrieden, nachdem er alle Dinge und alle göttlichen Worte gemacht hatte. 
Er hat die Götter geboren, er hat seine Dörfer geschaffen, seine Nomen gegründet,
Er stellte die Götter in ihre Schreine und richtete ihre Opfergaben ein 
Er hat ihre Schreine errichtet, Er hat ihre Körper nach ihren Wünschen geschaffen.
So traten die Götter in ihre Körper ein, aus jedem Holz, jedem Stein, jedem Ton, 
alles, was auf ihm wächst, in dem sie entstanden sind. 
So versammelten sich alle Götter und auch ihre kas bei ihm, zufrieden und vereint im Herrn der Beiden Länder.






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