CTH 345
Ullikummi (übersetzt wahrscheinlich Zerstörer der Kummiya) ist ein riesenhafter Steindämon der hurritischen Mythologie, die von den Hethitern übernommen wurde. Er ist ein Feind von Teššub.
Kumarbi, gestürzt von seinem Sohn Teššub, den er durch Anu ungewollt empfing, kann den Verlust seiner Herrschaft nicht akzeptieren und versichert sich der Unterstützung des Gottes des Meeres.
Die Irširra-Ammengöttinnen verstecken den noch jungen Ullikummi auf der rechten Schulter des Weltenriesen Ubelluri, der wie Atlas die Welt auf seinen Armen trägt. Dort wächst Ullikummi in die Höhe und erstarkt zu ungeheurer Größe, sodass sein Schatten bald die Welt verdunkelt. Er wird vom Sonnengott Šimige entdeckt, der umgehend den Wettergott Teššub informiert. Dieser sendet Ištar/Šawoška, die versucht, den Steinriesen mit ihren Verführungskünsten unschädlich zu machen. Doch da der Steinriese blind und taub ist, nützt das alles nichts. Nun greift Teššub selbst mit Donner und Regen an, doch seine Waffen bleiben erfolglos. So siegt Ullikummi, zwingt Teššub zur Abdankung und wird selbst Götterkönig.
Teššub appelliert an Ea, die Götter im Süßwasser-Ozean des Abzu anzurufen, um zu sehen, was getan werden könne, um der verzweifelten Situation gerecht zu werden. Ea konsultiert Enlil, der ihm zeigt, wo er die mythische Sichel (oder Säge) aus Kupfer finden könne, mit der einst Himmel und Erde getrennt wurden. Mit der Hilfe des weisen Ea gelingt es, Ullikummi wieder zu stürzen, indem er seine Füße mit dieser Sichel abschneidet und zerstört. Teššub erlangt erneut die Macht und herrscht über die Erde.
Der ganze Mythos steht in Verbindung mit einem Frühlingsfest, was die erneute Herrschaft von Teššub darstellt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ullikummi
Das Meer erhält eine Botschaft durch seinen Wesir Impaluri, in welcher es um Kumarbi geht, der auf dem Thron sitze. Das Meer trägt Impaluri auf, dass dieser im Namen des Meeres Kumarbi zu einem Gastmahl einladen solle. Der Meereswesir überbringt die Botschaft und geleitet selbst den erwarteten Gast zum Mahl, bei dem das Meer und Kumarbi aßen und siebenmal Bier und Wein tranken.
Das Meer erhält eine Botschaft durch seinen Wesir Impaluri, in welcher es um Kumarbi geht, der auf dem Thron sitze. Das Meer trägt Impaluri auf, dass dieser im Namen des Meeres Kumarbi zu einem Gastmahl einladen solle. Der Meereswesir überbringt die Botschaft und geleitet selbst den erwarteten Gast zum Mahl, bei dem das Meer und Kumarbi aßen und siebenmal Bier und Wein tranken.
Das Ullikummi-Lied handelt zusammen mit dem Hedammu-Lied von den raffinierten und listigen Verschwörungen des streitsüchtigen, mürrischen und unruhigen, aber auch humorvoll-jovialen hurritischen Gottes Kumarbi. Gelangweilt und unzufrieden mit den bestehenden Machtkonstellationen der Götter, stiftet er ständig Unruhe. In der vorliegenden Erzählung versucht er aber niemals, ernsthaft und offen zu rebellieren und die Macht an sich zu reißen. Vielmehr möchte er die alteingesessenen Götter etwas »reizen«, sie beängstigen, ja sich über ihre Macht, ihre leiblichen Genüsse und darüber amüsieren, daß sie allzu einseitig um ihre eigenen Angelegenheiten bekümmert sind. So kann man einige Stellen in der Erzählung als pure Satire ansehen. Das Ullikummi-Lied gleicht einer Mischung von Abenteuer- und Kriminalgeschichte. Im Vergleich zu anderen Mythen und Legenden ist es ungewöhnlich breit angelegt, lang und ausführlich. Die Sprache ist ungewöhnlich blumig; man kann das Bemühen des Verfassers feststellen, die nebensächlichsten Handlungen entsprechend ihrer Funktion in der Gesamterzählung zur Sprache bringen zu wollen und die spannenden Momente geschickt als Höhepunkte darzustellen. Der Szenenwechsel zwischen den sich gleichzeitig abspielenden Handlungen und Ereignissen ist wohl gleitend. So gesehen ist das Ullikummi-Lied ein erstklassiges Stück Literatur und nimmt als solches einen herausragenden Platz unter den geistigen Schöpfungen der vorgriechischen Antike ein.
AI
4 (In diesem Mythos) will ich Kumarbi, den Vater aller Götter, besingen.
5 Kumarbi holt (seinen) Verstand vor seinen Sinn,
6 und eines bösen Tages zieht er einen Bösewicht groß.
7 (Dadurch) versucht er sich am Wettergott zu rächen,
8 (indem) er gegen den Wettergott einen Widersacher großzieht.
9 Kumarbi holt (seinen) Verstand vor seinen Sinn;
10 er steckt ihn (auf eine Schnur) wie Perlen.
11 Nachdem Kumarbi (so seinen) Verstand vor seinen Sinn geholt hatte,
12 erhob er sich plötzlich von seinem Thron,
13 nahm sein Szepter in seine Hand, an seine Füße
14 zog er (anstelle) von Schuhen die flinken Winde an
15 und ging von Urkisch, der Stadt, weg.
16 Er gelangte an einen kalten See.
B
13 Nun in dem kalten See
14 liegt ein großer Stein.
15 Seine Länge ist drei Doppelstunden, seine Breite aber [ist eine Doppelstunde].
16 Sein Schamteil (was er unten hält) ist eine halbe Doppelstunde groß. Nun
17 überkam ihn die Lust, und er
18 schlief mit dem Felsen. Sein männliches Glied dringt hinein.
19 Fünfmal hat er ihn (den Felsen) beschlafen,
20 zehnmal hat er ihn beschlafen.
A II .
6 Kumarbi, der Göttervater, sitzt (da).
7 Als Impaluri (der Wesir des Meeres) Kumarbi (da sitzen) sah,
8 stand er auf und ging zum Meer.
9 Impaluri begann dem Meer
10 zu erzählen: "Warum glaubt mir mein Herr
11 nicht? Kumarbi sitzt (doch) an der Seite des Meeres.
12 Ihn habe ich selbst gesehen!
13 [...] Kumarbi, der Göttervater, sitzt fürwahr da!"
14 Als das Meer Impaluris Worte hörte,
15 da begann das Meer zu Impaluri zu sprechen:
16 "Impaluri, mein Wesir, die Worte, welche
17 ich zu dir sprechen werde — nun halte diesen Worten (dein) Ohr
18 geneigt. Nun geh (und) teile diese wichtigen Worte Kumarbi mit!"
C
7 Nun gehe (und) sprich zu Kumarbi: "Warum
8 bist du wütend in (mein) Haus gekommen,
9 so dass das Haus bebte und das Gesinde
10 Furcht ergriff? Es
11 waren schon Zedernhölzer für dich gebrochen
12 und Speisen speziell für dich gekocht worden.
13 Für dich halten Tag und Nacht
14 die Musikanten die Lyren
15 bereit. Steh (nun) auf
16 und komm in mein Haus!"
17 Er stand auf, Kumarbi,
18 Impaluri lief ihm voran.
19 Kumarbi aber lief hinterher.
20 Er, Kumarbi,
21 ging in das Haus des Meeres.
22 Nun spricht das Meer: "Für Kumarbi
23 sollen sie einen Stuhl zum Sitzen hinstellen;
24 deinen Esstisch sollen sie vor ihn hinstellen;
25 Essen und Trinken sollen sie herbeibringen;
26 Bier soll man für ihn zum Trinken herbeitragen!"
27 Die Köche trugen die Gerichte herbei, die Mundschenke
28 trugen süßen Wein zum Trinken herbei. Einmal tranken sie, zweimal tranken sie,
29 dreimal tranken sie, viermal tranken sie, fünfmal tranken sie,
30 sechsmal tranken sie, siebenmal tranken sie. Und Kumarbi
31 begann zu Mukischanu, seinem Wesir, zu sprechen:
32 "Mukischanu, mein Wesir, den Worten, die ich zu dir sprechen werde,
33 halte mir (dazu) dein Ohr geneigt! Nimm das Szepter in die Hand,
34 zieh die Schuhe an deine Füße an und geh!
35 Gehe hinaus. Gehe in das Wasser
36 und sprich diese Worte vor dem Wasser:
37 "Kumarbi […]
A III
10 Die Frauen haben es auf die Welt gebracht. [...]
11 Die Schicksalsgöttinnen und die Muttergöttinnen hoben das Kind auf und
12 setzten es auf Kumarbis Knie. Kumarbi freute sich sehr über dieses Kind,
13 und er begann das Kind zu säubern
14 und wollte (ihm) einen süßen Namen geben.
15 Kumarbi begann zu denken:
16 "Was für einen Namen werde ich ihm wohl geben, dem Sohn, den mir die Schicksalsgöttinnen (und) Muttergöttinnen
17 gegeben haben?" Wie eine Messerklinge aus ihrem Griff
18 sprang er heraus. Es soll geschehen, dass sein Name Ullikummi sein soll!
19 Er soll hinauf zum Himmel zur Königsherrschaft steigen!
20 Er soll Kummiya, die süße Stadt, unterdrücken;
21 den Wettergott soll er schlagen, ihn soll er wie Häcksel zerstoßen;
22 wie die Ameisen soll er ihn mit seinem Fuß zerdrücken;
23 Taschmischu soll er wie dürres Schilf knicken.
24 Alle Götter soll er vom Himmel wie Vögel herunter schütten,
25 wie leeres Essgeschirr soll er sie zerbrechen."
26 Als Kumarbi aufhörte zu sprechen,
27 begann er erneut nachzudenken: "Wem soll ich es,
28 das Kind, überantworten? Wer wird es wohl nehmen und es
29 wie ein Geschenk behandeln? Wer wird sich um es kümmern,
30 Es wieder in die dunkle Erde bringen, ohne dass
31 der Sonnengott des Himmels und der Mondgott (es) sehen?
32 Möge es der Wettergott, der heldenhafte König von Kummiya, nicht sehen
33 und es nicht töten! Möge es nicht sehen die
34 Ischtar, die Königin von Ninive, die launische Dame,
35 und es nicht wie dürres Schilf
36 knicken!"
37 Kumarbi begann zu Impaluri zu sprechen:
38 "Impaluri, den Worten, die ich dir sagen werde,
39 neige mir diesen Worten dein Ohr!
40 Nimm das Szepter in deine Hand, ziehe an deine Füße die flinken Winde anstelle von Schuhen
41 und geh hinab zu den Irschirra-Gottheiten
42 und teile den Irschirra-Gottheiten diese wichtige Botschaft mit:
43 "Kommt, Kumarbi, der Vater der Götter, ruft euch
44 zum Hause der Götter. Wegen welcher Angelegenheit er euch ruft,
45 sollt ihr jetzt nicht erfahren, kommt nun eiligst!"
46 Da werden die Irschirra-Gottheiten es, das Kind, nehmen, und sie
47 werden es in die dunkle Erde tragen. Die Irschirra-Gottheiten aber
48 [...] die ... nicht zu den großen.
C III
4 Als Impaluri
5 die Worte hörte, nahm er das Szepter in seine Hand,
6 an seine Füße zog er die Schuhe an
7 und ging fort, Impaluri;
8 er erreichte die Irschirra-Gottheiten.
9 Impaluri begann zu den Irschirra-Gottheiten die Worte
10 zu sprechen: "Kommt,
11 Kumarbi, der Vater der Götter,
12 ruft euch! Wegen welcher Angelegenheit er euch ruft, sollt ihr (jetzt) nicht erfahren.
13 Nun beeilt euch und kommt!"
14 Als die Irschirra-Gottheiten die Worte hörten,
15 beeilten sie sich sehr.
16 Sie standen vom Stuhl auf und reisten schnell (und) gelangten zu Kumarbi.
18 Kumarbi begann zu den Irschirra-Gottheiten
19 zu sprechen:
20 "Nehmt dieses Kind und behandelt es wie ein wertvolles Geschenk
21 und bringt es in die dunkle Erde!
22 Beeilt euch sehr!
23 Auf Upelluris (der Himmel und Erde auf seinen Schultern trägt)
24 rechte Schulter stellt ihr es wie eine Messerklinge.
25 An einem einzigen Tag soll es eine Elle wachsen,
26 in einem Monat soll es aber ein IKU (Flächenmaß) wachsen.
27 Der Stein, der auf seinen Kopf […]
B111
18 schlägt,
l9 möge seine Augen zudecken".
AIV
6 Als die Irschirra-Gottheiten die Worte hörten,
7 nahmen sie das Kind von Kumarbis Schoß. Die Irschirra-Gottheiten
8 hoben das Kind auf und drückten es sich wie ein Kleid auf ihre Busen.
9 Wie der Wind hoben sie es auf und
10 schwangen es auf Enlils Knie. Enlil hob die Augen
11 und erblickte das Kind, wie es vor der Gottheit da stand!
12 Sein Körper ist aus Stein, (genauer gesagt) aus Diorit-Stein gemacht!
13 Nun dachte Enlil:
14 "Wer ist (wohl) dieses Kind, das sie großgezogen haben, die Schicksalsgöttinnen,
15 Muttergöttinnen? Wer kann nun
16 den gewaltigen Streitereien der großen Götter zusehen? Das ist die
17 Boshaftigkeit von niemand anderem als Kumarbi. Nachdem Kumarbi (zuvor) den Wettergott
18 großgezogen hat, erschafft er nun gegen ihn diesen Dioritriesen
19 als dessen Widersacher."
20 Als Enlil aufhörte die Worte zu sprechen,
21 da stellten sie das Kind auf Upelluris rechte Schulter wie eine Messerklinge.
22 Nun wächst er, der Dioritriese. Die starken
23 Wassermassen ziehen ihn groß. An einem Tag wächst er eine Elle,
24 in einem Monat wächst er aber ein IKU. Der Stein,
25 der auf seinen Kopf schlägt,
26 deckt seine Augen zu.
27 Als der fünfzehnte Tag kam, da wuchs der Stein (schon) hoch, und im Meer
28 stand er wie eine Messerklinge kniehoch (im Wasser). Er, der Steinriese, kam aus dem Wasser heraus.
29 In der Länge war er wie ein Berg. Das Meer
30 reicht ihm wie ein Kleid bis zum Gürtel.
31 Der Steinriese ist wie ein Belagerungsturm emporgehoben. Oben im Himmel
32 erreicht er die hohen Tempel und Schreine.
33 Der Sonnengott blickte vom Himmel herab und nahm Ullikummi in Augenschein!
34 Auch Ullikummi schaut zum Himmel, den Sonnengott an. Und der Sonnengott
35 dachte: "Was für ein Gott ist es, der im Meer drinnen so schnell
36 heranwächst? Sein Körper hat doch mit dem der Götter keine Ähnlichkeit."
37 Der Sonnengott machte eine Drehung und ging zum Meer.
38 Als der Sonnengott das Meer erreichte, legte er seine Hand auf seine Stirn
39 und schaute den Steinriesen etwas näher an. Vor lauter Zorn
40 wurde er bleich.
41 Nachdem der Sonnengott des Himmels den Steinriesen erblickt hatte, zog der Sonnengott seine Strahlen
42 (erneut?) zurück und stieg hinauf.
43 Er ging zum Wettergott. Als dieser den Sonnengott sich gegenüber sah,
44 begann er zu Taschmischu zu sprechen: "Wer ist der,
45 der daher kommt? Der Sonnengott des Himmels, der König der Länder, weshalb kommt er wohl? 46 Die Angelegenheit muss wichtig sein, man kann sie nicht beiseite schieben;
47 der Streit muss stark sein, gewaltig muss sein der Kampf.
48 Bestimmt ist es ein Aufstand im Himmel oder Hunger oder Sterben im Lande?"
49 Der Wettergott begann zu Taschmischu zu sprechen: "Einen Stuhl zum Sitzen
50 soll man ihm bereitstellen. Zum Essen soll man ihm den Tisch decken!"
51 Sobald er in dieser Weise gesprochen hatte, trat der Sonnengott zu ihnen.
52 Sie stellten ihm einen Stuhl zum Sitzen, aber er setzte sich nicht. Zum Essen
53 deckte man ihm einen Tisch; er hat sich aber dem Tisch nicht einmal genähert. Einen Becher zum Trinken
54 gaben sie ihm, der berührte aber nicht einmal seine Lippen.
55 Der Wettergott begann erneut zum Sonnengott zu sprechen:
56 "Ist der Bedienstete schlecht, der den Tisch
57 hingestellt hat, weshalb du nicht isst? Ist der Mundschenk schlecht, der den Becher
58 bediente, weshalb du nicht trinkst?
Zweite Tafel -BI
2 Als der Wettergott diese Worte hörte, wurde er vor lauter Zorn
3 bleich. Der Wettergott
4 begann dem Sonnengott des Himmels zu erwidern:
5 "Das Essen auf dem Tisch möge dir wohlschmeckend sein, so iss!
6 Der Wein im Becher möge wohlschmeckend sein, so
7 trink! Trink nun und sättige dich!
8 Steh dann auf und geh zum Himmel hinauf!"
9 Als er, der Sonnengott, diese Worte gehört hatte,
10 freute er sich in seiner Seele.
11 So schmeckte ihm das Essen auf dem Tisch gut, und er aß.
12 Der Wein im Becher schmeckte ihm gut, und er trank.
13 Nun stand der Sonnengott auf und ging fort zum Himmel hinauf.
14 Nach der Abreise des Sonnengottes des Himmels holte der Wettergott seinen Verstand vor seinen Sinn.
15 Der Wettergott und Taschmischu
16 fassten sich gegenseitig bei der Hand, und sie sind aus dem Schrein
l7 und aus dem Tempel herausgekommen. Ischtar, ihre Schwester,
18 kam auch, mit heldenhaftem Aussehen vom Himmel.
19 Ischtar denkt wieder: "Wohin laufen sie,
20 die beiden Brüder?" Und eilends
21 stand sie auf, Ischtar, und stellte sich den beiden Brüdern
22 vorne in den Weg. Sie fassten auch ihre Hand,
23 und so marschierten sie auf den Berg Hazzi zu.
24 Der König von Kummiya richtet die Augen,
25 (ja) er richtet die Augen auf den ungeheuren
26 Dioritriesen und sah diesen ungeheuren Dioritriesen.
27 Vor lauter Zorn
28 wurde er bleich.
29 Der Wettergott setzte sich zu Boden und vergoss
30 Tränen wie Wasserkanäle. Mit tränengefüllten Augen
31 spricht da der Wettergott die Worte: "Wer
32 kann ihn da mit ansehen, diese Urgewalt, wer kann wohl
33 gegen ihn kämpfen, wer mag ihm zusehen,
34 diesem Schreckensgespenst?" Ischtar
35 erwidert dem Wettergott: "Mein Bruder, er kann weder viel noch wenig
36 wissen. Aber er ist mit zehnfacher Heldenhaftigkeit versehen,
37 und zwar von den Schicksalsgöttinnen, die dieses Kind erzeugten.
38 Wenig oder viel weiß er zwar nicht,
39 aber tapfer ist er. Als ich im Haus des Ea war,
40 da war ich von männlicher Gestalt gewesen. Du aber
41 bist... Nun will ich gehen.
B II
5 Ischtar zog sich an und verließ den Tempel.
6 Von Ninive kam sie zum Meer.
7 und nahm die Lyra und das Tamburin in ihre Hände
8 und ging weg, Ischtar.
9 Sie räucherte Zedernholz und spielte Lyra und Tamburin;
10 sie schlug eine goldene (Zimbel?) und
11 ließ dazu ein Lied ertönen; Himmel und Erde
12 da unten ließen es widerhallen.
13 Nun musiziert Ischtar ununterbrochen und
14 legt Muschelschale (und) Kieselsteine aneinander.
15 Da bildet sich eine große Welle aus dem Meer heraus,
16 und die große Welle spricht zu Ischtar:
17 "Für wen singst du denn,
18 und für wen füllst du den Mund mit Wind?
19 Dieser Mann ist taub, er kann nicht
20 hören; seine Augen sind blind,
21 so kann er nicht sehen. Er besitzt kein Gefühl.
22 Geh weg, Ischtar, und finde deinen Bruder,
23 bevor er noch unwiderstehlicher wird,
24 bevor der Schädel seines Kopfes
25 noch schrecklicher wird!"
26 Als Ischtar dies in der erwähnten Weise gehört hatte,
27 löschte sie den Zedernrauch aus und legte Lyra und Tamburin
28 beiseite; auch die silberne (Zimbel?) legte sie ab
29 und begann zu jammern:
B III
3 "Futter sollen sie mischen und gutes Feinöl herbeitragen
4 und damit die Hörner des Stieres Scheri salben,
5 den Schwanz des Stieres Telia sollen sie mit Silber belegen,
6 die Achse soll man wenden. Drinnen soll man ihre starken ...
7 bringen, draußen aber soll man mit dem harsandanabit (ein Teil des Wagens?)
8 gewaltige Steinmengen herbeitragen, man soll
9 Unwetter herbeirufen, man soll Regengüsse und Sturmwinde herbeirufen,
10 die 90 IKU lange Felsblöcke abbrechen und 800 IKU (Fläche?) zudecken können.
11 Einen Blitz, der stark
12 aufflammt, soll man aus dem Schlafzimmer
13 heraustragen; auch die Lastwagen soll man hinausstellen.
14 Bewerkstellige dies alles nun, bereite sie vor und bringe mir Bescheid!"
15 Als Taschmischu die Worte hörte, beeilte er sich
16 und machte sich davon. Er brachte den Stier Scheri von der Wiese;
17 er brachte den Stier Telia vom Imgarra-Gebirge
18 und band sie fest draußen am Toreingang.
19 Futter gab er ihnen. Auch Feinöl brachte er und des Stieres Scheri
20 Hörner salbte er damit. Des Stieres Telia Schwanz
21 belegte er mit Silber, die Achse
22 wendete er. Drinnen brachte er ihre starken [...], draußen aber
23 trug er gewaltige Steinmengen mit dem harsandanahit.
24 Ein Unwetter rief er herbei, Regengüsse und Sturmwinde rief er herbei,
25 die 90 IKU lange Felsblöcke abbrechen und 800 IKU (Fläche?) zudecken können.
BIV
9 In einer Entfernung von 1000 Ellen trat er zum Kampf an.
10 Er trug die Kriegsausrüstung und einen Wagen
11 mit sich. Vom Himmel brachte er Wolken mit.
12 Der Wettergott nahm den Steinriesen in Augenschein, und er erblickte ihn.
13 Er war lang und breit. Ferner war seine [...]
14 dreifach hoch war er gewachsen. Er drehte sich um.
15 Der Wettergott begann zu Taschmischu zu sprechen:
16 "Fahre den Wagen her!"
Dritte Tafel - AI
2 Als die Götter die Worte hörten,
3 haben sie ihre Wagen vorbereitet
4 und gaben die nötigen Anordnungen. Aschtabi sprang auf seinen Streitwagen
5 und fuhr den Wagen. Die übrigen
6 Streitwagen machte er einsatzbereit.
7 Er donnert, der Aschtabi,
8 Aschtabis Donner erreichte unten die Erde. Einen Donner
9 ließ er unten ins Meer fallen.[Da das Meer überfloss,
10 mussten sie das Meerwasser mit einem Holzbehälter ausleeren. Aschtabi [...]
11 70 Götter haben ergriffen. Der Wettergott
12 konnte nicht siegen. Nun Aschtabi alarmierte, so daß
13 noch 70 Götter auf das Land hinab stürzten .
14 Der Körper des Steinriesen hielt aber immer noch stand. Er bewegte sich,
15 und der Himmel bebte; der Himmel kam ins Wanken.
16 Da schüttelte er, der Dioritriese, den Himmel wie ein leeres Tuch.
17 Er wuchs dabei immer noch länger. [...] vorne war er 1900 ... lang, hinten
18 ... lang. Seine Füße erreichen unten die dunkle Erde.
19 Der Steinriese ist wie ein Belagerungsturm (?) emporgehoben. Er erreicht den Schrein und den Tempel.
20 In der Länge ist der Steinriese 9000 ... groß,
21 seine Breite beträgt aber 9000 [...] groß. Vor dem Stadttor von Kummiya
22 stand er wie ein Belagerungsturm, der Steinriese. Oben auf der Tempelterrasse
23 brachte er Hepat zum Stehen, so daß Hepat die Botschaft der Götter nicht hören konnte,
24 noch konnte sie den Wettergott und Schuwaliyatta mit (ihren) Augen sehen.
25 Hepat begann zu Takiti die Worte zu sprechen: "Ich kann weder den Körper des Wettergottes, meines Herrn, sehen,
26 noch die bedeutenden Mitteilungen hören; ich kann auch nicht die Botschaft des Schuwaliyatta
27 und aller anderen Götter hören. Hat etwa dieser, den sie Ullikummi,
28 den Dioritriesen, nennen, ihn besiegt? Warum
29 ist dies meinem ehrwürdigen Ehemann geschehen?"
30 Hepat begann Takitu zu erwidern: "Höre auf
31 meine Worte! Nimm dein Szepter in die Hand, an deine Füße ziehe anstelle von Schuhen die eiligen
32 Winde an und geh und bring mir Bescheid, warum
33 der Dioritriese meinen ehrwürdigen Ehemann, den König, getötet hat!"
34 Als Takitu die Worte hörte, beeilte er sich sehr
35 [...] zog er heraus.
36 Da geht er an das Meeresufer, aber die Straße führt nicht mehr weiter.
37 Takitu kehrt zurück und kommt zu Hepat.
38 Takitu begann zu Hepat zu sprechen: "Meine Herrin, die Straße führt nirgends aus …"
AII
1 Als Taschmischu die Worte des Wettergottes hörte,
2 erhob er sich schnell und nahm das Szepter in die Hand,
3 zog an seine Füße anstelle von Schuhen die eiligen Winde
4 an und ging hinauf auf den hohen Turm.
5 Er nahm seinen Platz gegenüber Hepat und sprach: "Laßt mich in die Todeswelt gehen,
6 bis er die Jahre vollendet hat, die ihm bestimmt sind."
7 Als Hepat Taschmischu so sprechen hörte,
8 da wäre Hepat fast von dem Dach herunter
9 gefallen. Die Dienerinnen hielten sie aber
10 fest, damit sie nicht vom Dach fiel; sie ließen sie nicht hinunter. Als Taschmischu aufhörte, die Worte
11 zu sprechen, ging er vom Turm hinunter
12 und ging zum Wettergott hinunter. Taschmischu begann zum Wettergott zu sprechen:
13 "Wohin sollen wir uns auf dem Berg Kandurna setzen?
14 Wenn wir uns auf den Berg Kandurna setzen,
15 wird sich der andere auf den Berg Lalapaduwa setzen.
16 Wohin sollen wir umziehen? Sonst wird es oben im Himmel keinen Herrscher mehr geben?"
17 Taschmischu begann weiter zu dem Wettergott zu sprechen: "Wettergott, mein Herr, höre
18 meinen Worten zu! Den Worten, die ich dir sagen werde,
19 halte die Ohren geneigt. Wohlauf, gehen wir nach Abzuwa, zu Ea,
20 dem Gott der Weisheit, und fragen ihn nach den Tontafeln über die alten Zeiten.
21 Wenn wir an das Tor des Hauses von Ea gelangen, wollen wir uns fünfmal an der Tür des Ea und
22 fünfmal an der Innentür des Ea verbeugen.
23 Wenn wir aber vor Ea ankommen, wollen wir uns dann fünfzehnmal vor Ea verbeugen.
24 Vielleicht erscheinen wir dem Ea vernünftig, und irgendwie
25 hört er uns zu und hat Mitleid mit uns und
26 gibt uns Bescheid über die alten Zustände in den früheren Tontafeln."
27 Als der Wettergott Taschmischus Worte hörte, beeilte er sich
28 sehr und stand sofort von seinem Thron auf.
29 Der Wettergott und Taschmischu hielten sich einander bei der Hand, und auf einmal verreisten sie und sie
30 kamen in der Stadt Abzuwa an. Der Wettergott ging zu Ea. An der ersten Tür
31 verbeugte er sich fünfmal; an der Innentür verbeugte er sich fünfmal. Als sie vor Ea anlangten,
32 verbeugte er sich vor Ea fünfzehnmal
AH3
47 Taschmischu begann zu Ea zu sprechen:
48 "[...] mir die Worte des [...]
49 [...] setzt er/sie und mich hast du vor dem Wettergott [...]
50 Er soll aufstehen und gegen... ziehen."
51 Als Taschmischu aufhörte die Worte zu sprechen,
52 lief er zu Ea und küsste sein Knie dreimal,
53 und auch seine Knöchel küsste er viermal. [...]
54 Er begann Streit und ihm [...]
55 Solange ihm drinnen .. [...]
56 Der Dioritriese (Unhold) ... auf der rechten Schulter...
57 Ea begann Taschmischu zu erwidern:
58 "Auf den Kundurna-Berg [...]
59 auf den Lalapaduwa-Berg [...]
60 in die dunkle Erde [...]
61 väterliche, großväterliche Götter und die uralten Götter
62 brachten die Säge heraus [...]
63 und begannen, Ullikummi unten wegzuschneiden. ...
A III
11 Ea begann zu Enlil zu sprechen: "Weißt du nicht, Enlil,
12 dass niemand dir Bescheid gebracht hat? Weißt du nicht, welchen Widersacher Kumarbi
13 gegen den Wettergott erschaffen hat? Der Dioritriese, der im Wasser drinnen
14 wuchs? Seine Länge ist 9000 Meilen(?). Wie ein Belagerungsturm
15 erhebt er sich. [.. .]
23 Nachdem Ea die Worte gesprochen hatte,
24 ging er zu Upelluri und schaute ihn an.
25 Upelluri hob die Augen hoch und schaute Ea an.
26 Upelluri begann zu Ea die Worte zu sprechen:
27 "Mögest du am Leben bleiben, Ea!" Er stand auf, und Ea
28 begann zu Upelluri Grußworte zu sprechen: "Mögest du leben,
29 Upelluri, auf dem die dunkle Erde und der Himmel gebaut sind!"
30 Ea begann dem Wettergott zu erwidern: "Weißt du nicht,
31 Upelluri — hat dir niemand Bescheid gebracht,
32 weißt du nicht, was für einen beängstigend schnell wachsenden Gott Kumarbi
33 gegen die Götter erschaffen hat? Da Kumarbi
34 ernsthaft den Tod des Wettergottes wünscht,
35 schafft er gegen ihn einen Widersacher, den Dioritriesen,
36 der im Wasser wuchs. Davon weißt du nichts! Wie ein Belagerungsturm
37 erhebt er sich; am Himmel
38 hat er die heiligen Tempel und Hepat blockiert. Da du, Upelluri, von der dunklen Erde
39 weit weg bist (d.h. »hoch stehst«), kannst du diesen schnell wachsenden Gott nicht wahrnehmen." 40 Upelluri begann zu Ea zu sprechen:
41 "Als man auf mir Himmel und Erde gebaut hatte, da ahnte ich nichts.
42 Als sie kamen und Himmel und Erde mit einer Riesensäge voneinander trennten,
43 auch da war ich ohne Ahnung. Nun
44 schmerzt mich die rechte Schulter irgendwie, aber ich mag nicht wissen, welcher Gott es ist."
45 Nachdem Ea die Worte gehört hatte,
46 drehte er sich um die rechte Schulter des Upelluri. Da
47 stand der Dioritriese auf Upelluris rechter Schulter.
48 Ea begann zu den früheren Göttern zu sprechen: "Hört meine Worte,
49 ihr früheren Götter, die ihr euch in alten Zuständen gut
50 auskennt! Öffnet nochmals die mütterlichen, väterlichen und großväterlichen
51 versiegelten Häuser, so dass man das alte väterliche Siegel herausholen kann
52 und sie damit erneut öffnen und die uralte Säge
53 herausholen kann, mit der man einst Himmel und Erde auseinandergetrennt hatte.
54 Die Füße Ullikummis, des Dioritriesen, soll man damit unten absägen,
55 den Kumarbi gegen die Götter als Widersacher
55 großgezogen hat!"
AIV
9 Ea begann Taschmischu zu erwidern: "Lauf weg,
10 mein Sohn, steh da nicht vor mir! In meiner Seele spielt sich etwas Übles ab.
11 In der dunklen Erde habe ich mit meinen Augen die Totengeister gesehen. Sie
12 stehen da wie Staubwolken und kullus (?)"
13 Ea begann zu Taschmischu zu sprechen: "Ich habe
14 ihm, Ullikummi, dem Dioritriesen, den ersten Schlag gegeben. Nun geht und bekriegt ihr ihn erneut!
15 Lass ihn da am Stadttor nicht wie eine Messerklinge stehen!" Als Taschmischu
16 diese Worte hörte, freute er sich sehr und klatschte dreimal in seine Hände, so dass
17 die Götter oben im Himmel ihn hörten. Er klatschte noch ein zweites Mal, und der Wettergott,
18 der heldenhafte König von Kummiya, hörte ihn. Am Versammlungsort erhoben sie sich;
19 und alle Götter begannen aus Hohn, Ullikummi, den Dioritriesen, wie Stiere
20 anzubrüllen.
21 Der Wettergott sprang auf seinen Wagen wie ein gagastiya (Bergziege?) und
22 kam zusammen mit einem Blitz hinunter ins Meer, und er, der Wettergott, sagte ihm, dem Dioritriesen, den Kampf an.
23 Der Dioritriese begann zum Wettergott die Worte zu sprechen: "Was ich dir, dem Wettergott, sage, ist:
24 Schlag nur zu! Ea, der König der Weisheit, steht ja mit Leib und Seele auf deiner Seite.
25 Was soll ich dir, dem Wettergott, sagen? Ich habe eine Ratsversammlung abgehalten; ich habe meine Weisheit vor meinen Sinn
26 wie die Perlen auf eine Schnur gesteckt. Ich werde in den Himmel hinauf zum Königtum
27 gehen und in Kummiya, der süßen Stadt, die heiligen Tempel und Schreine
28 ergreifen und die Götter vom Himmel wie Mehl herabstreuen!"
29 Ullikummi begann weiter zum Wettergott zu sprechen: "In Männerart .. .
KUB 33.101 + KBo 26.69 (E2) III
Hier versucht Taschmischu, dem Wettergott Mut zuzusprechen:
1 Nun kam Taschmischu zum Wettergott.
2 Der Dioritriese geht in Richtung auf den Himmel. Taschmischu
3 macht Mut und spricht: "Fürchte dich nicht,
4 Wettergott. Ea, der König der Weisheit, wird dich unterstützen;
5 er ist auf deine Seite getretene
6 In meiner Seele fasste ich
7 meine Weisheit zusammen und sprach:
8 "Fass in deiner Seele deine Weisheit zusammen
9 und sprich wie folgt: "[...].
10 Laß ihn den Ullikummi in den Himmel hinauf zum Königreich gehen
11 und Kummiya, die süße Stadt einnehmen und den Wettergott,
12 Kummiyas heldenhaften König, schlagen
13 und die Götter soll er vom Himmel wie Mehl herabstreuen!"
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CTH 345.I.1 Citatio: E. Rieken et al. (ed.), hethiter.net/: CTH 345.I.1 (TRde 2009-08-29)
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vgl.: http://altorientale-mythologie.blogspot.com/2017/11/geburt-von-ullikummi.html
vgl.: http://altorientale-mythologie.blogspot.com/2017/11/geburt-von-ullikummi.html
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