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Herbst- und Frühjahrsfest für Išḫara im Lande Kizzuwatna

Išḫara (ugaritisch Ušḫara) war ursprünglich eine syrische Göttin, deren Kult sich nach Sumer und Anatolien ausbreitete. Išḫara wird erstmals in Ebla (M. 3. Jt. v.u.Z.) erwähnt unter dem Namen Išḫala. In Anatolien wird sie erstmals in Kültepe (18. Jh. v.u.Z.) erwähnt, wo sie einen Tempel hatte. Die in Syrien eingewanderten Hurriter übernahmen den Kult, den sie im 14. Jh. v.u.Z. zu den Hethitern brachten. In Sumer sind Tempel der Išḫara seit Šulgi nachgewiesen.
Išḫara, eine Unterweltsgottheit, beschützte den Eid (im Šuppiluliuma-Šattiwazza-Vertrag wird sie in der Fluchformel ausdrücklich als „Herrin des Eides“ genannt), sie war die Göttin der Omen und der Zeichendeutung. Astrologische Texte weisen ihr das Sternbild Skorpion zu. In altbabylonischer Zeit war ihr Attribut die Schlange, in der Kassitenzeit der Skorpion.




CTH 641.2
Universität Mainz – Institut für Ägyptologie und Altorientalistik


[§ 1]
1 -- Wenn man das Herbstfest nach Art der Stadt Š[u...n]aš für Išḫara ausrichtet,
2 -- so handelt man folgendermaßen:
3 -- Der Opferschauer stellt 2 Tische (aus) Rohrgeflecht hin.
4 -- Darauf aber legt er 2 Soldatenbrote.
5 -- Und er stellt die Gottheit hinauf.
6 -- Nun legt er auf der einen und der anderen (Seite) Feuer.
7 -- Und schüttet Mehl auf das Feuer, auf der einen und der anderen (Seite).
8 -- Und er schafft die Gottheit mitten hindurch fort.
9 -- Nun wäscht (und) salbt man sie.
10 -- Und er stellt sie auf den Tisch zurück.
11 -- Und dort (sind) 2 Dickbrote, Käse, Rührkuchen, Grütze, 3 Dickbrote, ḫawiyašši-Gebäck, 10 süße Brote (von) tarna-Gewicht, davon ein Dickbrot von einer Handvoll (Gewicht) mit Käse belegt, 10 zimuḫitašša-Brote (und) ein tumpanni-Gefäß Feinöl.
12 -- Und man legt dies alles hinter die Gottheit.
13 -- Erbsengericht, Suppe (aus) Gerstenbrei, süßes Brot von einer halben Handvoll (Gewicht), weiches Brot von einer halben Handvoll (Gewicht) aus Gerstenbrei legt man zur Gottheit.

[§ 2]
14 -- Nun geht der Ritualherr.
15 -- Und man gibt ihm Handwasser.
16 -- Und der Ritualherr verbeugt sich zur Gottheit.
17 -- Und in dieser Weise zu dem Gesetzten:
18 -- 3 Schafe, davon ein Schaf, das ein Geschenk (ist).
19 -- Und es (ist) dort für Išḫara, Bēltu, den Mondgott, die Sonnengottheit, Ḫalma, Šangara (und) Tuḫḫitra im Reinen.
20 -- Nun tötet man die Schafe vor der Gottheit.
21 -- Dann schüttet er Mehl aus.
22 -- Und lässt das Blut über das Mehl.
23 -- Und man reibt (sie damit) ein.
24 -- Nun schaffen der Koch und der Bäcker (es) hinaus.
25 -- Und sie schaffen (es) hinaus.
26 -- Und man schüttet es auf den Herd.
27 -- Die Schafe aber schafft man in das Haus des Kochs.
28 -- Und Leber, Herz, Füße, Köpfe – alles kocht man.
29 -- Und man legt es [dort] hinter die Gottheit.
30 -- Und [x] Dickbrote, welche hinter der Gottheit liegen,
31 -- zerbricht man.
32 -- Und Rührkuchen mit Käse zerbricht er.
33 -- Und Rührkuchen (und) Grütze an reinen (Stätten) schüttet er aus.
34 -- Erbsengericht und Suppe aus Gerstenbrei legt man hinter die Gottheit.
35 -- Und ein süßes Brot opfert [er?].
36 -- [...] Erbsengericht legt er darauf.
37 -- Und ein weiches Brot zerbricht er.
38 -- Und für die Suppe aus Gerstenbrei [...] nimmt er ein wenig vorn weg.
39 -- Und es dort zum Reinen [...] legt er hinab.
40 -- Und Fett gießt er aus.
41 -- (Und) eine Ingredienz schüttet er.
42 -- 3 Kannen, 3 Krüge Bier, 3 Kannen Wein libiert man vor der Gottheit.
43 -- Und es wird gerufen.
44 -- [...] den großen [Becher?] richtet man her.

[§ 3]
45 -- Das erste Mal (für) Išḫara zerbricht er 3 Brote.
46 -- [...] ..., 3 Dickbrote zerbricht er später.

[§ 4]
47 -- Anschließend aber trinkt er {für?} Išḫara, Bēltu, Mondgott, die Sonnengottheit, Ḫalma, Šangara 1 Mal.

[§ 5]
48 -- Anschließend aber trinkt er {für?} Išḫara, Bēlt[u, Mondgott, die Sonnengottheit, Ḫalma, Šangara 1 Mal.

[§ 6]
49 -- Anschließend aber trinkt er {für?} Išḫara, Bēl[tu, Mondgott, die Sonnengottheit, Ḫalma, Šangara 1 Mal.

[§ 7]

50 -- [... T]uḫḫi[itra ...].

[§ 8' - 12´]
 -- [...]

[§ 13']
56 -- Tafel des Herbstfestes für Išḫara, fertig.

[§ 14']
57 -- Wenn man für Išḫara das Fest des Frühlings feiert,
58 -- handelt man folgendermaßen:
59 -- [...] der Gottheit des [...] er.
60 -- Und ein süßes Brot aus Gerstenbrei [...] gangati-Pflanze [...] legt man hinunter.
61 -- Ferner nimmt man [...].
62 -- Und es für [...] er.
63 -- Und folgendermaßen spricht man:
64 -- „Du, Gottheit [...].
65 [...] soll er nicht schlucken!
66 -- [... ] dir jetzt das ayari-Fest [...].
67 Wenn du, Gottheit, zornig bist, 
68 -- [oder] du [?] bist,
69 -- wenn dir in der Seele irgendetwas Böses drinnen [ist],
70 -- soll er sich[ga]angati aber zerschneiden.
71 -- Starkes Getreide, :ali, :uwaniya-, lim[ma-Trank],
72 -- dir, der Gottheit, nehmen jene Zorn (und) :dušin8.
73 -- Und jene werden ihn ergreifen.“
74 -- Zum Versorgen aber ein warmes Brot, ein Hülsenfruchtbrot, 1 süßes Brot, eine Schale Bier.

[§ 15']
75 -- [...] aber geht der Ritualherr.
76 -- Und die Gottheit holt man herunter.
77 -- Und Feuer auf der einen und der anderen (Seite) legt man.
78 -- Und feuchtes Mehl schüttet man auf der einen und der anderen Seite über dem Feuer aus.
79 -- Und dort schafft man die Gottheit mitten hindurch.
80 -- Dann nimmt man die Gottheit hoch.
81 -- [...] welches! eine Dickbrot, eine gangati-Pflanze und Salz niedergelegt ist,
82 -- man [ ...] sie.
83 -- Und die Gottheit bringt man hinein.
84 -- Und der Opferschauer stellt 2 Tische [...] hin.
85 -- Und er stellt die Gottheit darauf.
86 -- Und die Gottheit wäscht man.
87 -- Dann salbt man (sie).
88 -- Und dort stellt er sie auf den Tisch zurück.
89 -- Und 10 süße Brote, [...], 1 süßes Brot, [...].
90 -- [... zim]uhitašša[-Brote, ... ], 1Brot[...].
91 -- [...] von einer halben Handvoll (Gewicht) [...].
92 -- [...]x[...].

[§ 16']
93 -- [...].
94 -- [...] nicht [...].
95 -- [...] Išḫar[a ...].
96 -- [...] Tuḫḫitra [...].

[§ 17']
97 -- [...] ... [...] ... :wetanu[t?9...] ... [...]t.
98 -- Und man reibt (sie damit) ein.
99 -- Und es [...].
100 -- Und man schüttest es auf den Herd.
101 -- Und die Schafe [...].
102 -- Man schlachtet sie.
103 -- Und frisches Fleisch k[ocht man] darin.
104 -- [...]t man.
105 -- Und man legt es dort hinter die Gottheit.
106 -- [... bri]cht man.
107 -- [Rühr]kuchen (und) Grütze nimmt man.
108 -- 2 Dickbrote (mit) Käse [... n]immt man.
109 -- Und auf [die rein]en Fleischstücke legt man es.
110 -- Und Suppe (aus) Gerstenbrei [...] und [Suppe (aus) ga]ngati-Pflanzen [nimmt ma]n.10
111 -- Und man stellt es hinter die Gottheit.
112 -- Suppe (aus) Gersten[brei], [Suppe (aus) ga]ngati-Pflanzen (und) wenig rei[ne Fleischstücke] nimmt man.
113 -- 1 Dickbr[o]t, Gerstenbrei nimmt man.
114 -- [...] reines Fleisch zum [...] stellt man.
115 -- Rhy[ta] (aus) Silber fü[llt man] mit Wein.
116 -- [...] hinter die Gottheit [legt man].
117 -- [3?] Kannen Wein, 3 Krüge Bier libiert man vor der Gottheit.
118 -- [Zum Trinke]n [] ruft er.

[§ 18'']
119 -- [Das erste M]al trinkt er Išḫar[a] 3 mal.
120 -- 9 Dickbrote bricht er.

[§ 19'']
121 -- [Anschließend aber] Išḫara, B[ēl]tu des Landes, Mondgott, Sonnengott, Ḫalm[a], Šaggara im Stehen einmal desgleichen.
122 -- 9 [... Brote bricht er].

[§ 20'']
123 -- [Anschließend aber I]šḫara, B[ēl]tu des Landes, Mondgott, Sonnengott, Ḫal[m]a, Šaggara im Stehen <einmal> desgleichen.
124 -- [...] süße Brote bricht er.

[§ 21'']
125 -- [Anschließend aber T]uḫret[ra] im Reinen11 einmal trink er.
126 -- 2 Dickbrote bricht er.

[§ 22'']
127 -- [...]
128 -- Und die Gottheit bringt man zum :alili12.
129 -- Und der andere 2 Brote [...].
130 -- [...] 1 kuziya-Gefäß nimmt man vor der Gottheit weg.
131 -- [...] nichts wird gesehen.
132 -- Und die Gottheit legt man in den Korb.

[§ 23'']
133 -- [...] mit Wein (und) 1 Schale Bier nimmt man.
134 -- Und es [...].
135 -- [...] geht man.
136 -- Und man singt.

[§ 24'']
137 -- [...]
138 -- [Und] man kocht es.

[§ 25'']
139 -- [...]
140 -- Ferner den :alila13 [...].
141 -- [...] ... macht man.

[§ 26''']
142 -- [... Išḫara, Bēltu, Mondgott, Sonnengott,] Ḫalma, [Šangara, Tuḫḫitra].
143 -- [...] ... [...] ... reines Fleisch scha[fft] man fort.
144 -- [...] Fleisch [...]t man.
145 -- [Zur] Gottheit verbeugt er sich.
146 -- Und [man g]eht hinaus.

[§ 27''']
147 -- 1. Tafel des Herbst- und Frühlingsfestes der Išhara beendet.
148 -- Hand des Hapati-PÌRIG, Sohn des Tuwattaziti, des Oberarztes, vor Šipaziti schrieb (es).



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