01 Warum liegst du (1) da wie ein Schiff in der Mitte des Flusses,
02 sind deine Stufen geborsten, deine Taue gekappt,
03 ist dein Antlitz verhüllt, überschreitest du den Fluss der Stadtmitte?
04 Wieso soll ich nicht daliegen, sollen meine Taue nicht gekappt sein?
05 Am Tage, da ich Frucht trug, wie war ich da froh!
06 Froh war ich, froh war mein Gatte!
07 Am Tage, da ich kreißte, umwölkte sich mein Antlitz,
08 am Tage, da ich gebar, wurden meine Augen starr.
09 Mit geöffneten Händen betete ich zur Belet-ili:
10 »Du bist die Mutter der Gebärenden, rette mein Leben!«
11 Als Belet-ili (dies) hörte, verhüllte sie ihr Antlitz
12 und sprach: »Du, warum betest du immer wieder zu mir?«
13 Mein Gatte, der mich liebte, stieß einen Schrei aus:
14 »Warum nimmst du weg die Gattin, die ich begehre?
15 [....... ]. . die Dauer der Jahre.«
16 [ ....... ].. des Landes des Unrechts.
17 [ ... ] zur Stadtmitte gingst du (und) riefst Klage aus!
18 Alle diese Tage war ich bei meinem Gatten,
19 bei ihm wohnte ich, bei dem, der mich liebte!
20 Jetzt schlich sich schleicherisch der Tod in mein Schlafgemach,
21 führte mich aus meinem Hause fort
22 (und) trennte mich von meinem Gatten!
23 Meine Füße sind gerichtet auf das Land, aus dem ich nie wiederkehre (2)!
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Z. 1-3 sind als eine fingierte Anrede an die Klagende zu verstehen.
(1) Gemeint ist die Stadt Assur; der Fluß, von dem die Rede ist, ist demnach der Tigris.
(2) Das »Land ohne Wiederkehr« ist eine geläufige akkadische Umschreibung für das Reich der Toten.
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