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Es werden Posts vom 2020 angezeigt.

Beschwörung "Den Heuschreckenzahn ergreifen"

1.JT. v.u.Z. "O große Hunde von Ninkilim, ihr habt euer Futter erhalten, jetzt geht weg!" Die Magie des Rituals scheint darauf zu beruhen, der Gottheit, die die Feldschädlinge kontrolliert, ein symbolisches Speisopfer zu geben, damit ihr Appetit gestillt wird und sie abreisen. Es sieht dann sehr danach aus, als wären die „Hunde von Ninkilim“ die Schädlinge selbst. Ninkilim, Ningilin oder Ninkil steht dem sumerischen Wort für „Mungo“ nah. Die Assoziation von Ninkilim mit einer größeren Tiervielfalt wird in seinem Beinamen en a.za.lu.lu, „Herr der wimmelnden Kreaturen“, bestätigt, der auf Akkadisch als be-el nam-mash-ti "Herr der wilden Tiere" umschrieben wird. Außerdem hat Ninkilim die Kontrolle über Feldschädlinge (Heuschrecke, Raupe, Maus ...). Im alten Mesopotamien ist es wahrscheinlich, dass die meisten Hunde in Rudeln herumliefen und in den Müllhalden fraßen. Als Parasiten waren sie lästig und als Tiere, die schmerzhaft, wenn nicht sogar tödlich beißen konnten

Überlegungen zu „Erra und Išum“

aus: "Der Zorn Marduks, Erras und Sanheribs. Zu Datierung und Funktion von „Erra und Išum“" von Sabina Franke Wie es zu Kriegen kommt und wie man sie verhindern kann, ist ein Thema, das die Menschheit bis heute immer wieder beschäftigt. Der Alte Orient bietet für dieses Problem auf den ersten Blickrelativ einfache Lösungen an: Wenn eine Gottheit ihre Stadt verlässt – ob aus eigener Entscheidung oder unfreiwillig durch Raub, ist unerheblich –, bleibt diese schutzlos zurück. Ohne göttlichen Schutz herrschen Chaos, Untergang und Zerstörung, und Angriffe eines Gegners sind jederzeit möglich.  Diese Überlegungen hier beziehen sich darauf, dass sich der „Erra und Išum“-Mythos möglichweise auf die Zerstörung Babylons durch Sanherib bezieht. Der Gott Erra beschließt den Götterkönig Marduk zu entthronen. In einem blindwütigen Feldzug zerstört Erra verschiedene Städte seines eigenen Landes sowie fremde Länder, bis es seinem Vezier Išum gelingt, ihn zu beruhigen, Anarchie und Chaos zu b

Erhöhung der Ishtar

  Erhöhung der Ishtar-Tafel III  hellenistische Zeit (323-63 v.u.Z.) Louvre Museum, Paris, France Museum no. AO 06458 1. Heiliger An, die großen Worte seines Mundes dürfen nicht aufgehoben werden.  2. Die großen Götter verneigen sich vor ihm wie ein gebogener Stab, um ihn zu billigen und zu beten.  3. Was du befiehlst, ist gerecht. Als wenn es ein Prinz oder Herr gesagt hat, was du befohlen hast, wird befolgt.  4. Und, dein hoher Befehl hat Vorrang, wer würde dir Nein sagen?  5. Vater der Götter, dein Wort, das Fundament von Himmel und Erde, kein Gott beachtet es nicht.  6. Herr, du bist der Führer, der nur seinen eigenen Rat annimmt. Was sollte unser Rat sein?  7. Gewähre der jungen Frau Inanna, die du geliebt hast, deine Kraft.  8. Deine zuverlässige Zustimmung, so schwer wie der Himmel, mache sie in unserer Versammlung bekannt.  9. Gib der Herrin, die du geliebt hast, deine kombinierten göttlichen Kräfte.  10. Lass Kišar wirklich der Ehepartner sein, der dir gleichgestellt ist, möge

Brief an Ninmuga

altbabylonisch SEAL no. 1649 British Museum, London BM 103768 Vorderseite: 1 An meine Herrin Ninmuga  2 sage:  3 So sagt Ninurta-qarrād, dein Diener:  4 Gott Išum wird deine Rede anhören.  5 Für diese Sünde  6 die ich begangen habe  6-7 lege Fürsprache für mich bei Išum ein.  8-9 Wenn du Fürsprache für mich eingelegt hast,  10 Werde ich, mit einem leuchtenden Gesicht,  11 Išum ein Opfer 12 bringen   Rückseite:  13 und für dich  14 werde ich ein Schaf bringen!  15 Wenn ich lobpreise  16 vor Išum,  17–19 werde ich auch für dich lobpreisen! Išum ist ein babylonischer Gott. Er ist der Bote und Diener der Götter, ein Begleiter "der, der einem Gott vorausgeht" und Herold des babylonischen Pestgottes Era und Bote von Nergal. Išum wird auch als der Nachtwächter und der Herr der Straßen, sowie als Krieger und "Fackel" bezeichnet. To Ninmuga (AbB 13, 164) | Sources of Early Akkadian Literature (huji.ac.il)

Gebet an Nisaba (1)

Der Begriff Shuilla leitet sich von einer sumerischen Rubrik ab, die „gehobene Hand“ bedeutet und als Klassifikator für Ritualgebete fungierte. Gesten von erhobenen Händen, die zum Ausdruck von Gebet oder Begrüßung genommen werden, sind in der mesopotamischen Figurenkunst üblich, und solche Gesten werden in Begriffen bezeugt, die dieser Rubrik entsprechen. Fast alle Shuillas werden in Verbindung mit dem "kalû" (Kult-Sänger) oder dem "āšipu" (Exorzist) gebracht. In der mesopotamischen Kultur, in der unerwünschte Ereignisse als Ergebnis göttlicher oder dämonischer Aktivität wahrgenommen wurden, war der Kult-Sänger dafür verantwortlich, die Herzen der wütenden Götter durch das Singen von Wehklagen und die Durchführung von Fürbitte-Riten zu besänftigen; der Exorzist war verantwortlich für Rituale zur Vorbeugung und Heilung von geistigen und körperlichen Krankheiten sowie für die Versöhnung zwischen Individuen und ihren persönlichen Gottheiten, um zu verhindern, dass d

Balbale an Ninĝišzida (Ninĝišzida B)

altbabylonisch (ca. 1900-1600 v.u.Z.) Ningishzida ( Summe: 𒀭𒊩𒌆𒄑𒍣𒁕) war als Sohn des Ninazu ein chthonischer Unterwelts- Heil- und Fruchtbarkeitsgott. Sein Symbol ist dementsprechend der Caduceus ("Hermesstab" Stab mit zwei Flügeln, der von zwei Schlangen mit einander zugewendeten Köpfen umschlungen wird) und ist damit die älteste bezeugte Form dieser Symbolik, die später anderen Göttern wie Hermes und Asklepios als Attribut dienten. Entsprechend wurde Ningizzida, genau wie sein Vater Ninazu, als Gott der Heilung angerufen, der dafür sorgte, dass die schädlichen Dämonen in der Unterwelt blieben. Sein Symboltier ist die gehörnte Schlange. Entsprechend ist sein Sternzeichen die Hydra und er wird auf Rollsiegeln mit zwei gehörnten Schlangen auf den Schultern dargestellt. Der Name Ningizzida kann als „Herr/Herrin des guten Baumes“ übersetzt werden weswegen die Überlegung nahe liegt, dass seine Symbolik (Baum und gehörnte Schlange) auch in den Baum der Versuchung, so wie d

Gilgameš MB/NA

Gilg. MB Ugarit 1 mittelbabylonisch (ca. 1400-1100 v.u.Z.) SEAL Nr. 1577 Nationalmuseum von Syrien, Damaskus, Syrien Museum Nr. RS 94.2066 1 Wer die Tiefe sah, das Fundament des Grafen, 2 kannte die Wege, war in allem weise! 3 Gilgameš, der die Tiefe sah, das Fundament des Landes, 4 kannte die Wege, war in allem weise! 5 Ebenso inspizierte er die Schreine. 6 Er kannte die Gesamtheit der Weisheit über alles! 7 Er, welcher den fernen Weg von Utur-napušti gegangen ist! 8 Er, welcher den Ozean überquerte, das weite Meer bis zum Sonnenaufgang! 9 Er brachte eine Botschaft aus dem vorsintflutlichen Zeitalter zurück. 10 Er kam einen fernen Weg und war müde und verzweifelt. 11 Sie setzten für ihn alle Arbeiten auf eine Stele. 12 Gilgameš lässt keine junge Braut frei zu ihrem Bräutigam. 13 Er ist ihr Hirte, sie sind Kühe. 14 Ištar hörte immer ihre Beschwerde. 15 Bitteres Heulen erreichte ständig Anus Himmel. 16 Der Held übertraf alle (anderen) Könige und war mit einem hervorragenden Körperbau au

Prologe sumerischer Mythen

(Text nach Michael P Streck) Wilcke differenziert zwei Grundtypen von Prologen, die "erzählenden" und die "liedhaften". Für die erzählenden Prologe stellt er als Hauptfunktionen den "Rückgriff auf die ferne Vergangenheit" ("Zeitreisen"), die "Beschreibung des Schauplatzes" und die "Vorstellung der Hauptgestalten" ("Bühnen") fest. Unter den liedhaften Prologen unterscheidet er die hymnischen und die klagenden. Von "Epen" sprechen wir, weil die erzählende Grundhaltung, die sie von der Lyrik und Dramatik abhebt, als wesentliches Definitionsmerkmal erscheint. 1. Zeitreisen-Prologe Gilgamesh, Enkidu und die Unterwelt (Z.1-26), Enki-Ninmah (Zl. 1-11), Enki´s Reise nach Nibru (Zl.1-3), Shumunda (Zl.1-9), Lugalbanda I (Zl. 1-19) Diese Prologe schildern mit unterschiedlicher Ausführlichkeit verschiedene Stadien der Urzeit, nämlich die Urzeit als Zeit der Entstehung oder - in Shumunda  - als Zeit des Weltuntergang. H

Gilgameš (alt-babylonisch)

Tafel I Gilg. OB Harmal 1 altbabylonisch, akkadische Sprache (1900-1600 v.u.Z.) SEAL Nr. 1526 IM 52615 (HL3 286) Irak Museum, Bagdad obv. 1 „Geh auf den Berg und sieh an [...] ..." 2 „Ich bin des Schlafes der Götter beraubt worden! 3 Mein Freund, ich habe einen Traum gesehen:  wie bedrohlich es war, wie ..., wie verwirrt! 4 Ich habe (einige) Bullen aus der Wildnis ergriffen - 5 (einer) spaltete den Boden mit seinem Gebrüll, Die Staubwolke, die er machte, stieß in den Himmel. 6 davor beugte ich mich nieder. 7 Er ergriff mich [...] hatte meine Arme eingeschlossen. 8 ... er zog mich hervor [...] ... mit Gewalt ... 9 Meine Wange ... [...] meine ..., [er] gab mir Wasser zum Trinken aus seiner Wasserhaut. “ rev. 10 Mein Freund, der [Gott], zu dem wir gehen, 11 Ist er nicht der wilde Stier, ist er nicht sehr seltsam? 12 Das Antlitz, das Sie sahen, war der leuchtende Šamaš, 13 Er wird unsere Hand in Not nehmen. 14 Derjenige, der dir Wasser gab, um aus seinem Wasserschlauch zu trinken 15 w