CTH 372
[§ 1]
1 -- Sonnengott, mein Herr, gerechter Herr des Gerichts, König über Himmel und Erde, DU behandelst das Land gnädig.
2 -- Siegeskraft gibst DU.
3 -- DU (bist) ein gerechter Gott.
4 -- DU nimmst eine gütige Gesinnung an.
5 -- Die Herbeirufung führst DU aus.
6 -- Der gütige Sonnengott (bist) DU.
7 -- Eine gütige Gesinnung nimmst DU an.
8 -- Der gerechte Mensch (ist) DIR lieb.
9 -- und DU erhöhst ihn.
10 -- Sonnengott, ganz erwachsener Sohn der Ningal!
11 -- Dein Bart (ist) aus Lapislazuli.
12 -- (Vor) dir hat sich hier ein Menschenkind, dein Diener, verneigt.
13 -- Zu dir spricht es (jetzt):
[§ 2]
14 -- DU, Sonnengott, (bist) die Licht(quelle) in der Umkreisung von Himmel und Erde.
15 -- Sonnengott, erhabener König, Sohn der Ningal, das Gewohnheitsrecht (und) Vertragsrecht der Länder machst DU bindend.
16 -- Sonnengott, erhabener König, unter den Göttern (bist) DU der am besten gestellte (Gott).
17 -- Eine starke Bindung (ist) DIR gegeben.
18 -- Ein gerechter Herr des Herrschens (bist) DU.
19 -- Vater (und) Mutter der dunklen Länder (bist) DU. (Bezug? zu "Schwarzköpfigen" Sumerern)
[§ 3]
20 -- Sonnengott, großer König, dein Vater Enlil hat DIR das Land, die vier (Welt-)Ecken, DIR in deine Hand gelegt.
21 -- Der Herr des Gerichts (bist) DU.
22 -- Eine Ermüdung am Ort des Gerichts gibt es für dich nicht.
23 -- Auch unter den alten Göttern (bist) du, Sonnengott, erhaben:
24 -- Den Göttern stellst DU die Opfer bereit.
25 -- Den alten Göttern stellst DU ihren Anteil bereit.
26 -- DIR, dem Sonnengott, öffnet man die Himmelstür.
27 -- Durch das Tor des Himmels schreitest DU, Sonnengott, als ein Gutgestellter.
[§ 4]
28 -- Die Götter des Himmels (haben sich vor) DIR niedergebeugt
29 -- und die Götter der Erde (haben sich vor) DIR niedergebeugt.
30 -- Was auch immer du, Sonnengott, sagst,
31 -- die Götter aber verneigen sich wiederum vor DIR.
32 -- Sonnengott, für geschädigte [und] verwaiste Menschen Vater (und) Mutter (bist) DU;
33 -- Für den Anklagegegenstand der verwaisten (und) geschädigten Menschen entschädigst DU, Sonnengott.
[§ 5]
34 -- Wenn bei Tagesanbruch der Sonnengott auf der Seite des Himmels aufsteigt,
35 -- dann tritt DEIN, des Sonnengottes, <Licht> in alle oberen Länder und unteren Länder.
36 -- Du richtest die Rechtsangelegenheit von Hund und Schwein.
37 -- Sowohl die Rechtsangelegenheit der Tiere, die nicht mit dem Mund sprechen (können),
38 -- auch jene richtest du,
39 -- als auch die Rechtsangelegenheiten der schlechten und der böswilligen Menschen richtest DU.
40 -- Auch welchem Menschen die Götter zürnen
41 -- und (wen) sie vernachlässigen,
42 -- um den kümmerst DU dich wieder
43 -- und den behandelst du gütig.
44 -- Auch diesen (hier), deinen Diener unter den Menschenkindern, unterstütze (du), Sonnengott!
45 -- Dann opfert er (dir,) dem Sonnengott, Brot (und) Bier.
46 -- Nimm ihn (als) deinen treuen Diener, Sonnengott, an die Hand!
[§ 6]
47 -- Welche Vier (Zugpferde) du, Sonnengott, angeschirrt hast,
48 -- ihnen hat das Menschenkind hier Gerste hingeschüttet.
49 -- Deine Vier sollen fressen!
50 -- Und solange deine Vier die Gerste fressen:
51 -- – DU aber, Sonnengott, lebe! –
52 -- Zu dir spricht das Menschenkind hier, dein Diener, ein Wort,
53 -- (und) … hört … deine Worte. (Während die Zugtiere fressen, steht der Sonnenwagen still und der Gott muss untätig warten. Diesen Augenblick kann der Beter nutzen, um dem Gott ein Anliegen vorzubringen)
54 -- Sonnengott, erhabener König, du durchwanderst ewig die vier (Welt-)Ecken,
55 -- zu deiner Rechten laufen die Ängste,
56 -- zu deiner Linken aber laufen die Schrecken.
[§ 7]
57 -- Der Gott der Anschirrung … (und) der starke Wettergott sind [ ... ].
58 -- Vom Himmel schickten die [ ...] sein [ ... ].
59 -- Im Himmel machten sie für den Sonnengott diesen Gott zum Gott der Anschirrung.
60 -- Bunene, dein Wesir, geht zu deiner Rechten,
61 -- und Mišaru, dein Wesir, geht zu deiner Linken.
62 -- (So) bewegst du, Sonnengott, dich am Himmel entlang.
[§ 8]
63 -- Im oberen (Bereich) [teilst du zu?] den Göttern des Himmels.
64 -- Unten in der dunklen Erde teilst du den alten Göttern zu.
65 -- Das Untere aber [ … du] den alten Göttern der dunklen Erde [ ... ] aus der Erde hinauf.
66 -- Dir dieses Menschenkind … .
67 -- Sonnengott, [ ... ] ihn.
68 -- Der Gott, [der] schrecklich [ ... ],
69 -- jener Gott hat seine Augen zur Seite woandershin gewendet.
70 -- Dem Menschenkind (über)gibt er nicht das Handeln.
71 -- Sei es, dass jener Gott (sich) im Himmel (befindet) oder sei es, dass er (sich) in der Erde (befindet),
72 -- DU aber, Sonnengott, gehst zu ihm.
73 -- Geh (und) sprich zu jenem Gott!
74 -- Übermittle ihm die (folgenden) Worte des Menschenkindes!
[§ 9]
75 -- Mein Gott, was das betrifft, dass mich meine Mutter gebar:
76 -- [du,] mein Gott, ziehst mich groß.
77 -- DU, mein Gott, achtest mir auf meinen Namen [und meine] (soziale?) Bindung unter den Menschen.
78 -- DU, mein Gott, [hast] mich mit Menschen verbunden.
79 -- DU, mein Gott, [hast] mein Handeln an einen starken ... zwischen … gelenkt.
(womöglich: "und hast mir das Handeln an machtvoller Stätte verliehen")
80 -- Mein Gott, du hast mich, das Menschenkind, zu deinem Diener, (Diener) deines Körpers (und) deiner Seele berufen.
81 -- Welche Gnade meines Gottes kenne ich nicht seit (meiner) Kindheit?
82 -- Erkenne ich sie nicht an?
83 -- Was aber [gar] das betrifft, dass [ ... ],
84 -- ich habe meines Gottes Weisheit … in allem kund getan.
[§ 10]
85 -- 95 [...].
[§ 11]
96 -- 107 [... ].
[§ 12]
108 -- Jetzt aber [soll mir ... ] mein [Gott ... ]!
109 -- Mir meine Vergehen [ aufzeigen?],
110 -- [ ... ]!
111 -- Mein Gott zu mir im Traum … !
112 -- [ ... ]!
113 -- Mir meine Vergehen [ ... ],
114 -- [ ... ]!
115 -- Eine jungfräuliche Seherin … es zu mir [ ... ]!
116 -- [ ... ] aus einer Leber … !
117 -- [ ... ] mit ganzem [Herzen ... ]!
118 -- Mir meine Vergehen … ,
119 -- so dass ich sie erkenne!
[§ 13]
120 -- Mein Gott, gib mir Ehrerbietung und Stärkung zurück!
121 -- Sonnengott, der Hirte von allen (bist) DU.
122 -- Deine Botschaft ist angenehm für jeden.
123 -- Mein Gott, der [auf mich] zornig geworden ist
124 -- und der [mich] verstoßen hat,
125 -- der soll sich auch wieder um mich kümmern!
126 -- Er soll mich am Leben erhalten!
127 -- Mein Gott, der mir/mich [... ] hat,
128 -- soll mir gegenüber wieder eine gütige Gesinnung [annehmen]!
[§ 14']
129 -- 132 [ ... ]
133 -- Der Zorn soll sich wieder legen!
134 -- 136 [ ... ].
[§ 15']
137 -- [ ... ]
[§ 16']
138 -- [ ... ] Menschenkind … .
139 -- [ ... ] Sonnengott [ ... ]
140 -- Was habe ich, das Menschenkind, meinem Gott … getan?
141 -- [ ... ] vor dem Sonnengott die Waage …
142 -- [und] verfälscht die Waage.
143 -- ... nicht etwas [ ... ].
[§ 17']
144 -- [ ... ] bezwinge ich durch die Krankheit [ ... ].
145 -- [ ... ] meine Seele an einen anderen [Ort ... ].
146 -- Für den Zeitraum des (ganzen) Jahres [ ... ].
147 -- ICH bin (wie) jener geworden.
148 -- Mir sind Krankheit und Angst des Jahres (zu) viel geworden.
149 -- Mein Gott, ich sage es DIR (jetzt).
[§ 18']
150 -- In der Nacht ergreift mich in meinem Bett kein angenehmer Traum.
151 -- Mein Name aber erscheint mir (im Traum) nicht im Guten.
152 -- Die Schutzgottheit verleiht meinen Worten keine Kraft.
153 -- Ob du mir vom Mutterleib an, mein Gott, diese Krankheit (fest)geschrieben hast,
154 -- habe ICH aber (denn) niemals eine Seherin wiederum befragt?
155 -- Jetzt rufe ich (gerade) vor der Gottheit 'Gnade!' aus.
156 -- Mein Gott, du hast mich am Königstor (Ort, an dem Recht gesprochen wurde) zu einem nicht gutgestellten Menschen gemacht.
157 -- Du hast mir mein Recht vor den Menschen erfolglos sein lassen.
158 -- Und wem auch immer ich lieb (bin),
159 -- jener bekommt keinen guten Namen.
160 -- DU, mein Gott, aber bist für mich der Vater.
161 -- Die (mir) die Mutter ist,
162 -- mein Gott, (sie) ist mir nicht vorhanden.
163 -- DU, mein Gott, hast mich wie eine Mutter geboren.
164 -- Jetzt vor Angst … Tage und Nächte … .
165 -- Lass mich überleben!
166 -- (Er)löse (mich) wie [ ... ]!
167 -- Nimm mich an die Hand, mein Gott!
168 -- Die Krankheit lass fort von mir!
[§ 19']
169 -- Mein Gott, [ ... ]
170 -- Und mir/mich [ ... ].
171 -- Und [ ... ] dunkel [ ... ].
172 -- [ ... ] bewege ich mich nicht.
173 -- Wohin ich fließe,
174 -- ich kenne meinen (Ziel)ort nicht.
175 -- Wie ein Schiff [ ... ] vom Fluss weg [ ... ].
176 -- Wie [ ... ] und Angst [ ... ],
177 -- mein Gott, nimm meine Hand [ ... ]!
178 -- Und mir/mich [ ... ]!
179 -- Kümmere dich wieder um mich, mein Gott, zum Guten!
[§ 20']
180 -- DICH, mein Gott, werde ich rühmen.
181 -- Und dir/dich [ ... ].
182 -- Meine Ersten und Gefährten [ ... ] mir/mich.
183 -- Und so schlugen sie mich.
184 -- Vergehen … und der Zorn (sind) deine, (nämlich) die meines Gottes.
185 -- Wenn DU, mein Gott, mir gegenüber böse (bist),
186 -- als welcher Mensch ICH aber [ ... ],
187 -- jetzt aber, mein Gott, (als) böse (Gewordener) [ ... ] die Krankheit … .
[§ 21']
188 -- Stelle mich an einen guten Ort!
[§ 22']
189 -- Mir, dem in Krankheit, Eiter [ ... ] Stehenden, … werde eine Stütze!
190 -- Bring [ ... ]!
191 -- Es floss? aber [ ... ]
192 -- Bring [ ... ] von ihnen weg!
193 -- Und löse [dein,] der Gottheit, … !
194 -- In Krankheit sei nicht in der tiefen Wiese (verschwunden)!
[§ 23']
195 -- Mein Gott, lass mir, einem angenehmen Menschen, böse Tage (und) böse Nächte nicht nahe kommen!
[§ 24']
196 -- Löse mir das Ärgernis … !
197 -- Mein Gott, schau mich, das Menschenkind, mit (deinen) Augen an!
198 -- Und [ ... ].
199 -- Mich als Toten [ ... ] sie.
200 -- Den Sonnengott nimm als gesandten Mann (an)!
201 -- [ ... ]
202 -- Weil [ ... ] den Frevler … ,
203 -- [ ... ] es zweimal, dreimal [ ... ],
204 -- das Vergehen, mein [ ... ] löse!
[§ 25']
205 -- Er soll [ ... ] bezwingen!
206 -- Er soll [ ... ] ganz fort? [ ... ] stellen!
207 -- Diese Worte der Anrufung, mein Gott, sollen dein Herz wie durch kühles Wasser besänftigen!
[§ 26']
208 -- Wie ich damals aus (meiner) Mutter, aus (ihrem) Inneren geboren war,
209 -- (so) setze (nun), mein Gott, jene Seele wieder in mich hinein!
210 -- Deine, meines Gottes, Seele soll MIR gegenüber auf gute Weise zu den Seelen meines Vater, (meiner) Mutter (und meiner) Familie werden!
[§ 27']
211 -- ... (Der Text) ist beendet.
Darstellung des Sonnengottes des Himmels im
großreichszeitlichen Felsheiligtum von Yazılıkaya
Citatio: E. Rieken et al. (ed.), hethiter.net/: CTH 372 (TRde 2017-12-11)
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