Die Mythologie der Hethiter ist stark von der Religion der Hattier, Luwier, Hurriter und Babylonier beeinflusst. Die Hethiter übernahmen von ihnen zahlreiche Kulte, Gottheiten und Mythen. Ihr Pantheon wurde oft als „die 1000 Götter von Ḫatti“ zusammengefasst. Das älteste schriftliche Zeugnis ist der Anittatext (18. Jh. v.u.Z.), wo der Bau von Tempeln für Ḫalmašuit, den Wettergott und „mein Gott“ (Šiušmi) erwähnt wird.
Die hethitische Religion war ständig Änderungen unterworfen und entwickelte sich zusehends. Im Alten Reich (1600–1450 v.u.Z.) überwogen im Staatskult hattische Rituale und Gottheiten. Die Hauptgottheiten bildeten damals der Wettergott Tarḫunna, die Sonnengöttin von Arinna, Mezulla, Inar und Telipinu.
Im Mittleren Reich (1450–1350 v.u.Z.) wurden nach und nach luwische und hurritische Kulte und Gottheiten aufgenommen, und das Pantheon nahm durch Eroberungszüge unzählige Gottheiten verschiedener Ethnien auf. Der luwische Einfluss betraf vor allem magische Rituale.
Im Jüngeren Reich (1350–1180 v.u.Z.) war das offizielle Staatspantheon stark hurritisch geprägt. Das Hauptpaar wurde mit den hurritischen Namen Teššup und Ḫepat bezeichnet, zu denen sich Šauška und Šarruma gesellten.
Viele Städte hatte ihre eigenen Kulte und Rituale. Im nördlichen Landesteil von Ḫatti sind vor allem hattische Kulte belegt, im südlichen Teil und in Kilikien blieb der indogermanische Charakter zum Teil deutlicher erhalten und der syrische Einfluss war stärker, während im östlichen Teil und am Euphrat das hurritische Element stark überwog.
Die überlieferten hethitischen Mythen sind meist fremden Ursprungs, wobei der Hauptteil entweder von den Hattiern oder den Hurritern übernommen wurde.
Da unbestattete Tote nach hethitischem Glauben zwischen Diesseits und Jenseits umherwandeln mussten und solche Totengeister von den Menschen gefürchtet wurden, war die Bestattung der Toten und das damit einhergehende korrekte Totenritual eine Notwendigkeit. Die Hethiter kannten sowohl Körperbestattungen als auch Brandbestattungen. Bestattungsrituale sind nur für königliche Begräbnisse überliefert. Die Totenriten für Mitglieder der Königsfamilie wurden in der Hauptstadt Ḫattuša oder auch in der alten Königsstadt Zalpa durchgeführt. Die Hethiter kannten verschiedene und widersprüchliche Jenseitsvorstellungen. Ihnen allen war jedoch gemeinsam, dass das Totenreich im fernen Westen verortet wurde. Die Hethiter kannten aber auch ein unterirdisches Totenreich mesopotamischer Prägung, wo sich die Seelen von Schmutz und Brackwasser ernähren. Die Totenstraße ist ein weiteres Merkmal des Jenseits, das die Hethiter mit Sumerern und Akkadern gemeinsam hatten. Die hethitische Totenstraße scheint als unterirdischer Wasserweg verstanden worden zu sein.
Hattisch-hethitische Mythen
Mythos Illuyanka, Telipinus Verschwinden, Telipinu und die Meertochter
Hurritisch-hethitische Mythen
Mythenkreis um den hurritischen Korngott Kumarbi, das Lied von Ḫedammu, Lied von Ullikummi, Lied vom Silber
Die Herrin der Unterwelt thront im Palast der Unterwelt. Sie wird mit der Sonnengöttin der Erde oder Allani gleichgesetzt, die als Tochter der Sonnengöttin von Arinna gilt.
hethitischen Götter:
Tarḫunna (hatt. Taru, luw. Tarḫunz, hurr. Teššup) = Wettergott, oberster Gott >> hethitisch
Šarruma = Sohn der Ḫepat >> syrisch/hurritisch
Šuwaliyat (hurr. Tašmiš) = "Bruder des Wettergottes" Sohn von Kumarbi >> hurritisch?
Telipinu = Fruchtbarkeits- und Vegetationsgott >> hattisch
Kumarbi = Korngott, 3. König des Himmels >> hurritisch
Arma (hatt. Kašku, hurr. Kušuḫ) = Mondgott >> hethitisch
Sonnengott des Himmels (luw. Tiwaz, hurr. Šimige) = Sonnengott >> hethitisch-hurritisch
Innara (luw. Annari) = Schutzgott >> hethitisch, luwisch
Ea/Enki (luw. Iya, hurr. Eyašarri) = Gott der Weisheit und Wassertiefe >> babylonisch
Iyarri (Yarri) = Pestgott >> luwisch, ev. babylonisch
hethitischen Göttinnen:
Sonnengöttin von Arinna (Ištanu, Wurunšemu) = Göttin des heth. Königtums >> hattisch
Sonnengöttin der Erde (Allani, Allatum) = Göttin der Unterwelt
Ḫepat = Muttergöttin >> syrisch/hurritisch
Ḫannaḫanna = Muttergöttin >> hattisch?
Inar/Inara = Stadtgöttin von Ḫattuša >> hattisch
Išḫara = Eidgöttin >> syrisch
Šauška (Ištar) = Göttin der Liebe und des Krieges >> hurritisch
Kamrušepa = Göttin der Heilung und Zauberei >> hethitisch/luwisch
Kubaba = Stadtgöttin von Karkemiš >> syrisch
Daganzipa = Erdgottheit >> hethitisch
Ḫalmašuit =Throngöttin >> hattisch
Ḫalki = Getreidegöttin >> hethitisch
Maliya = Gartengöttin >> ev. luwisch
Sonstige Figuren der heth. Mythen:
Illuyanka = Drachenähnliches Wesen, vgl. hurrit. Ḫedammu
Ḫupašiya = Mensch, Heldenfigur
Ubelluri = Riese
Ullikummi = Diorit-Dämon
Ḫaḫḫima = Frost-Dämon
Hethitische Muttergöttin mit Kind
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