CTH 322: Telipinu und die Tochter des Meeres
Dieser Text handelt davon, dass das Meer die Sonnengottheit vom Himmel herunter
holte und bei sich im Meer versteckte; die Notzeitschilderung beinhaltet die kurze
Feststellung, dass Dunkelheit herrschte
1 -- Früher, als das große Meer … ,
2 -- und Himmel und Erde und die Menschen? … .
3 -- Es (das Meer) wurde zornig.
4 -- Es brachte ihn, den Sonnengott des Himmels hinab
5 -- und versteckte ihn.
6 -- Im Land wird es schlecht
7 -- und es verdunkelt sich,
8 -- und niemand widersteht dem Meer.
9 -- Der Wettergott rief Telipinu, seinen guten, ersten Sohn:
10 -- „Auf, Telipinu!
11 -- Geh du [ ... ] zum Meer.
12 -- Bring den Sonnengott des Himmels aus dem Meer zurück.“
13 -- Telipinu ging zum Meer.
14 -- Das Meer fürchtete sich vor ihm
15 -- und gab ihm seine Tochter.
16 -- Auch den Sonnengott gab es ihm.
17 -- Telipinu brachte den Sonnengott und die Tochter des Meeres aus dem Meer zurück
18 -- und brachte sie zum Wettergott.
19 -- Das Meer schickte Folgendes an den Wettergott:
20 -- „Telipinu, dein Sohn, nahm sich meine Tochter zur Frau 21 -- und führte sie mit sich.
22 -- Was wirst Du mir aber geben?“
23 -- Der Wettergott sagte zu Ḫannaḫanna:
24 -- „[ ... ] kam ein Fluss? vom Meer [ ... ]
25 -- und verlangte einen Brautpreis …
26 -- Soll ich ihn ihm geben?
27 -- Was, wenn ich ihn ihm nicht gebe?“
28 -- Folgendermaßen sprach Ḫannaḫanna zum Wettergott:
29 -- „Gib ihn ihm.“
30 -- Hier [ ... ] nahm [ ... ] zur Braut,
31 -- Dies[- ... ]
32 -- und gab ihm alles im Tausend:
33 -- Er gab ihm eintausend Rinder und eintausend Schafe.
34 -- [ ... ]
35 -- [ ... ] seine Brüder [ ... ]
36 -- [ ... ]
37 -- [ ... ]
38 -- [ ... ]
39 -- Dies aber [ ... ] des [ ... ]
40 -- [ ... ] der/den GIŠišḫāuwar-Gegenstand [ ... ]
41 -- Er nahm ein Joch und einen Pflug.
42 -- Gekochte [ ... ], Wachs, ein [ ... ], ein Lab, ein Käse, zwei [ ... ], acht Speisen, Honig, parḫuena- … , eine Feige, eine Olive zusammen mit [ ... ], Einkorn, Feuerholz … , Schaffett, eingeritztes [ ... ], alanza-Holz, [ ... ]-Holz [ ... ]
CTH 322.1
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Das Meer (hethitisch Aruna) ist eine hethitische Gottheit, die nach dem Element benannt ist, das sie verkörpert. Das Meer ist männlichen Geschlechts. Es hat Züge des hattischen Meeresgottes angenommen, der gleichfalls Meer (hattisch Ḫa) heißt.
In diesem, aus mittelhethitischer Zeit überlieferten Mythos, der wohl Teil eines Rituals zur Beruhigung des Meeres war, raubt der Meeresgott die Sonne. Das Meer wird in diesem Mythos explizit als großes Meer bezeichnet. Dadurch, dass das Meer die Sonne (Ištanu) vom Himmel holt und in seiner Tiefe verbirgt wird es auf Erden finster und schlimm. Daher fordert der Wettergott Tarḫunna seinen Sohn Telipinu auf, dass er die Sonne wiederbeschaffe. Telipinu fügt sich der Weisung seines Vaters und geht zum Meer. Beim Anblick des nahenden Telipinu beginnt der Meeresgott sich zu fürchten und gibt die Sonne wieder her. Außerdem gibt er dem Telipinu seine Tochter. Bei der Tochter des Meeres könnte es sich dem Namen nach um die Göttin Ḫatepuna handeln. Telipinu bringt die Sonne und die Meerestochter aus der Meerestiefe an Land zu Tarḫunna. Alsbald kommt aber auch ein Bote des Meeres zum Wettergott, der im Namen des Meeres einen Brautpreis für die von Telipinu geraubte Braut verlangt. In dieser Angelegenheit fragt Tarḫuna die Muttergöttin Ḫannaḫanna um Rat und sie bestimmt, dass der Wettergott den Brautpreis zu zahlen habe. Tarḫunna gibt dem Meer tausend Rinder und tausend Schafe, womit dieses sich zufriedengibt und auf diese Weise der Eheschließung zwischen Telipinu und Ḫatepuna zustimmt
Dieser Text handelt davon, dass das Meer die Sonnengottheit vom Himmel herunter
holte und bei sich im Meer versteckte; die Notzeitschilderung beinhaltet die kurze
Feststellung, dass Dunkelheit herrschte
1 -- Früher, als das große Meer … ,
2 -- und Himmel und Erde und die Menschen? … .
3 -- Es (das Meer) wurde zornig.
4 -- Es brachte ihn, den Sonnengott des Himmels hinab
5 -- und versteckte ihn.
6 -- Im Land wird es schlecht
7 -- und es verdunkelt sich,
8 -- und niemand widersteht dem Meer.
9 -- Der Wettergott rief Telipinu, seinen guten, ersten Sohn:
10 -- „Auf, Telipinu!
11 -- Geh du [ ... ] zum Meer.
12 -- Bring den Sonnengott des Himmels aus dem Meer zurück.“
13 -- Telipinu ging zum Meer.
14 -- Das Meer fürchtete sich vor ihm
15 -- und gab ihm seine Tochter.
16 -- Auch den Sonnengott gab es ihm.
17 -- Telipinu brachte den Sonnengott und die Tochter des Meeres aus dem Meer zurück
18 -- und brachte sie zum Wettergott.
19 -- Das Meer schickte Folgendes an den Wettergott:
20 -- „Telipinu, dein Sohn, nahm sich meine Tochter zur Frau 21 -- und führte sie mit sich.
22 -- Was wirst Du mir aber geben?“
23 -- Der Wettergott sagte zu Ḫannaḫanna:
24 -- „[ ... ] kam ein Fluss? vom Meer [ ... ]
25 -- und verlangte einen Brautpreis …
26 -- Soll ich ihn ihm geben?
27 -- Was, wenn ich ihn ihm nicht gebe?“
28 -- Folgendermaßen sprach Ḫannaḫanna zum Wettergott:
29 -- „Gib ihn ihm.“
30 -- Hier [ ... ] nahm [ ... ] zur Braut,
31 -- Dies[- ... ]
32 -- und gab ihm alles im Tausend:
33 -- Er gab ihm eintausend Rinder und eintausend Schafe.
34 -- [ ... ]
35 -- [ ... ] seine Brüder [ ... ]
36 -- [ ... ]
37 -- [ ... ]
38 -- [ ... ]
39 -- Dies aber [ ... ] des [ ... ]
40 -- [ ... ] der/den GIŠišḫāuwar-Gegenstand [ ... ]
41 -- Er nahm ein Joch und einen Pflug.
42 -- Gekochte [ ... ], Wachs, ein [ ... ], ein Lab, ein Käse, zwei [ ... ], acht Speisen, Honig, parḫuena- … , eine Feige, eine Olive zusammen mit [ ... ], Einkorn, Feuerholz … , Schaffett, eingeritztes [ ... ], alanza-Holz, [ ... ]-Holz [ ... ]
43 -- [ ... ]
Citatio: E. Rieken et al. (ed.), hethiter.net/: CTH 322.1 (TRde 2009-08-26)
andere Übersetzung
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01 Früher, als das große Meer der Alleinherrscher war - als aber
02 Himmel, Erde und Menschheit geschaffen wurden,
03 da wurde es streitsüchtig und holte den Sonnengott des Himmels
04 herunter und hielt ihn versteckt.
05 Dies hatte im Lande schlimme Folgen,
06 da Dunkelheit hereinbrach. Das Meer tobte,
07 und niemand konnte ihm widerstehen. Der Wettergott rief Telipinu,
08 seinen geliebten und erstgeborenen Sohn, (mit den Worten):
09 "Wohlauf, Telipinu, gehe du selbst zum Meer
10 und rette den Sonnengott des Himmels vor der Gewalt des Meeres!"
11 Telipinu eilte zum Meer. Das Meer
12 fürchtete sich vor ihm und gab ihm seine Tochter zur Frau.
13 Es übergab ihm auch den Sonnengott. Nun brachte Telipinu den Sonnengott
14 und die Tochter des Meeres aus dem Meer zurück.
15 Er führte sie zum Wettergott.
16 Das Meer sandte zum Wettergott (die Botschaft): "Telipinu,
17 dein Sohn, erhielt meine Tochter zur Frau,
18 und nahm sie mit sich. Was
19 wirst du mir nun (als Brautpreis) geben?" Der Wettergott sprach zur Schicksalsgöttin Hannahanna: "Schau,
20 ein Fluß kam aus dem Meer und bat um einen Brautpreis.
21 Soll ich ihn ihm geben, oder soll ich ihn ihm nicht geben?"
22 Folgendermaßen (sprach) Hannahanna zum Wettergott: "Gib (ihn) ihm!"
23 So erhielt Telipinu die Tochter des Meeres zur Braut. Dadurch...
24 Er gab ihm von allem ein Tausend,
25 nämlich ein Tausend Rinder, ein Tausend Schafe und das Meer nahm sie(?)
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Telipinu (auch Telipuna; hatt. Talipinu) ist ein Vegetationsgott der Hethiter, den sie von den Hattiern übernahmen. Im hattischen Mythos ist er der Sohn des Taru und der Sonnengöttin von Arinna. Als Sohn des Wettergottes kann auch er Donner, Blitz und Regen herbeiführen, die die Felder bewässern und das Korn gedeihen lassen. Sein Symbol ist die Eiche und seine Kultstadt Tawiniya.Der Mythos "Telipinu und die Tochter des Meeres" berichtet, wie Telipinu die Ḫatepinu, die Tochter des Meeresgottes entführt. Erzürnt lässt dieser die Sonnengöttin verschwinden. Nach vergeblichen Verhandlungen des Wettergottes rät die Muttergöttin, dass dem Meeresgott ein großzügiger Brautpreis entrichtet werden solle. Es kommt zur Versöhnung und die Sonnengöttin kehrt zurück.
In diesem, aus mittelhethitischer Zeit überlieferten Mythos, der wohl Teil eines Rituals zur Beruhigung des Meeres war, raubt der Meeresgott die Sonne. Das Meer wird in diesem Mythos explizit als großes Meer bezeichnet. Dadurch, dass das Meer die Sonne (Ištanu) vom Himmel holt und in seiner Tiefe verbirgt wird es auf Erden finster und schlimm. Daher fordert der Wettergott Tarḫunna seinen Sohn Telipinu auf, dass er die Sonne wiederbeschaffe. Telipinu fügt sich der Weisung seines Vaters und geht zum Meer. Beim Anblick des nahenden Telipinu beginnt der Meeresgott sich zu fürchten und gibt die Sonne wieder her. Außerdem gibt er dem Telipinu seine Tochter. Bei der Tochter des Meeres könnte es sich dem Namen nach um die Göttin Ḫatepuna handeln. Telipinu bringt die Sonne und die Meerestochter aus der Meerestiefe an Land zu Tarḫunna. Alsbald kommt aber auch ein Bote des Meeres zum Wettergott, der im Namen des Meeres einen Brautpreis für die von Telipinu geraubte Braut verlangt. In dieser Angelegenheit fragt Tarḫuna die Muttergöttin Ḫannaḫanna um Rat und sie bestimmt, dass der Wettergott den Brautpreis zu zahlen habe. Tarḫunna gibt dem Meer tausend Rinder und tausend Schafe, womit dieses sich zufriedengibt und auf diese Weise der Eheschließung zwischen Telipinu und Ḫatepuna zustimmt
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