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Illuyanka-Mythos


1 -- Folgendermaßen Killa, der GUDU12-Priester des Wettergottes von Nerik,
2 -- für die [ ... ] des Wettergottes des Himmels [ ... ] ist es der Text des purulli.
3 -- Wenn man folgendermaßen spricht:
4 -- „Das Land soll wachsen und gedeihen.
5 -- Das Land soll geschützt sein.“,
6 -- und wenn es wächst und gedeiht,
7 -- feiert man das purulli-Fest.
8 -- Als der Wettergott und die Schlange in der Stadt Kiškilušša kämpften,
9 -- besiegte die Schlange den Wettergott.
10 -- Der Wettergott aber flehte alle Götter an:
11 -- „Tretet herein zu mir!“
12 -- Und Inara bereitete ein Fest.
13 -- Sie bereitete alles groß vor:
14 -- Fässer mit Wein, Fässer mit einer marnuwant-Bier, Fässer mit walḫi-Bier.
15 -- In den Fässern schaffte sie Überfluss.
16 -- Inara ging in die Stadt Ziggaratta.
17 -- Sie traf dort den Menschen Ḫupašiya an.
18 -- Folgendermaßen sprach Inara zu Ḫupašiya:
19 -- „Ich mache gerade diese und jene Sache,
20 -- hilf auch du mir dabei.“
21 -- Folgendermaßen sprach Ḫupašiya zu Inara:
22 -- „Wenn ich mit dir schlafe,
23 -- dann werde ich deinen Wunsch erfüllen.“
24 -- Und er schlief mit ihr.
25 -- Inara schaffte Ḫupašiya hin.
26 -- Sie versteckte ihn,
27 -- und Inara richtete sich her.
28 -- Sie rief die Schlange aus der Grube nach oben:
29 -- „Ich feiere hier ein Fest.
30 -- Komm zum Essen und zum Trinken!“
31 -- Die Schlange kam zusammen mit ihren Kindern nach oben.
32 -- Sie aßen und tranken.
33 -- Sie tranken jedes Fass aus
34 -- und stillten ihren Durst.
35 -- Dann wollten sie nicht zurück hinunter in die Gruben gehen.
36 -- Ḫupašiya aber kam.
37 -- Er fesselte die Schlange mit einem Seil.
38 -- Der Wettergott kam
39 -- und tötete die Schlange.
40 -- Die Götter aber waren bei ihm.
41 -- Inara baute sich ein Haus auf einem Fels im Land der Stadt Tarukki
42 -- und siedelte Ḫupašiya im Haus an.
43 -- Inara gebot ihm:
44 -- „Wenn ich auf das Feld gehe,
45 -- sieh du aber nicht aus dem Fenster!
46 -- Wenn du aber hinaus schaust,
47 -- wirst du deine Frau und deine Kinder sehen.“
48 -- Als zwanzig Tage vergangen waren,
49 -- spähte jener aber aus dem Fenster,
50 -- und er sah seine Frau und seine Kinder.
51 -- Als Inara aber vom Feld zurück kam,
52 -- begann jener aber zu klagen:
53 -- „Lass mich zurück nach Hause!“
54 -- Folgendermaßen sprach Inara zu Ḫupašiya …:
55 -- „Fort [ ... ]“
56 -- [ ... ]
57 -- [ ... ] mit Verfehlung [ ... ]
58 -- Die Wiese des Wettergottes [ ... ] jener.
59 -- Und ihn [ ... ]
60 -- Inara kam in die Stadt Kiškilušša.
61 -- Und wie sie ihr Haus und den Fluss der Flut in die Hand des Königs legte,
62 -- – weil wir das erste purulli-Fest feieren –
63 -- wird die Hand des Königs aber das Haus der Inara und den Fluss der Flut halten.
64 -- Der Berg Zaliyanu ist der erste unter allen.
65 -- Wenn der Regen in Nerik strömt,
66 -- dann schafft der Herold aus Nerik Dickbrot herbei.
67 -- Vom Berg Zaliyanu forderte er Regen.
68 -- Er brachte es, das Dickbrot, ihm herbei.
69 -- Er legt es auf …
70 -- Und ihn [ ... ] er.
71 -- Und er [ ... ]
72 -- [ ... ]
73 -- [ ... ]
74 -- Weil/was er aber ... sagte.
75 -- Die Schlange besiegte den Wettergott.
76 -- Sie nahm Herz und Augen.
77 -- Auch der Wettergott [ ... ] sie [ … ].
78 -- Er nahm die Tochter eines Armen zu seiner Frau
79 -- und zeugte einen Sohn.
80 -- Als er aber groß geworden war,
81 -- nahm er eine Tochter der Schlange zur Ehe.
82 -- Der Wettergott instruierte den Sohn:
83 -- „Wenn du zum Haus deiner Frau gehst,
84 -- verlange von ihnen Herz und Augen.“
85 -- Als er aber ging,
86 -- verlangte er von ihnen das Herz,
87 -- und sie gaben es ihm.
88 -- Später aber verlangte er von ihnen die Augen.
89 -- Und sie gaben ihm auch jene.
90 -- Er brachte sie zum Wettergott, seinem Vater.
91 -- Der Wettergott nahm sich das Herz und seine Augen zurück.
92 -- Als er in Bezug auf seinen Körper wieder wie früher gesund war,
93 -- ging er nochmals ans Meer zum Kampf.
94 -- Als er sich mit ihr einen Kampf lieferte,
95 -- und darüber hinaus begann, sie, die Schlange, zu besiegen,
96 -- war auch der Sohn des Wettergottes bei der Schlange
97 -- und rief hinauf in den Himmel zu seinem Vater:
98 -- „Nimm mich auch dazu!
99 -- Schone mich nicht!“
100 -- Der Wettergott tötete die Schlange und seinen Sohn.
101 -- Und hier [ ... ] jener, der Wettergott.
102 -- Folgendermaßen spricht Kella, der GUDU12-Priester des Wettergottes von Nerik:
103 -- „Wenn die Götter … “
104 -- Für den GUDU12-Priester machte man die ersten Götter zu den letzten,
105 -- und die letzten machte man zu den ersten Göttern.
106 -- Des Zaliyanu kultische Gabe ist groß.
107 -- Des Zaliyanu Frau aber, Zašḫapuna, ist größer als der Wettergott von Nerik.
108 -- Folgendermaßen sprechen die Götter zu dem GUDU12-Priester Taḫpurili:
109 -- „Wenn wir zum Wettergott von Nerik gehen,
110 -- wo setzen wir uns hin?“
111 -- Folgendermaßen spricht der GUDU12-Priester Taḫpurili:
112 -- „Wenn ihr auf dem Stuhl aus Basalt sitzt
113 -- und wenn die GUDU12-Priester das Los werfen,
114 -- wird der GUDU12-Priester, welcher Zaliyanu halten wird,
115 -- – über der Quelle steht ein Stuhl aus Basalt –
116 -- dort sitzen.“
117 -- Alle Götter werden ankommen
118 -- und für sich das Los werfen.
119 -- Von allen Göttern der Stadt Kaštama ist Zašḫapuna die größte.
120 -- Weil sie aber Zaliyanus Frau ist und Tazzuwaši seine Konkubine,
121 -- sind diese drei Personen in der Stadt Tanipiya.“
122 -- In Tanipiya ist ein Feld vom König zurückgegeben.
123 -- Ein Feld von sechs kapunu, ein Garten von einem kapunu, ein Haus und eine Tenne, drei Häuser für das Gesinde.
124 -- Auf einer Tafel aber ist es festgehalten.
125 -- Und ich habe in der Angelegenheit Ehrfurcht.
126 -- Ich habe diese Worte gesprochen.
127 -- Erste Tafel der Worte Kellas, des GUDU12-Priesters, vollendet.
128 -- Piḫaziti, der Schreiber, schrieb sie vor Walwaziti?, dem Oberschreiber. 



CTH 321
Citatio: E. Rieken et al. (ed.), hethiter.net/: CTH 321 (TRde 2012-06-08)


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andere Übersetzung

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1 Folgendermaßen (spricht) Killa, der Gesalbte des Wettergottes von Nerik.
2 Folgendermaßen ist der Wortlaut des purulli-Festes
3  für den Wettergott des Himmels, den
4 man folgendermaßen rezitiert:
5 "Möge es im Lande wachsen und gedeihen. Möge das Land von allem Bösen
6 geschützt sein; denn nur wenn es
7 wächst und gedeiht, dann
8 feiert man das purulli-Fest."
9 Als der Wettergott und die Schlange Illuyanka
10 in der Stadt Kiskilussa zum Kampf antraten,
11 da besiegte die Schlange Illuyanka den Wettergott.
12 Der Wettergott bat alle Götter
13 um Hilfe: "Herein sollt ihr treten!"
14 lnar veranstaltete eine Party.
15 Von allen Genußmitteln stellte sie reichlich,
16 nämlich Weinfässer, marnuwan-Fässer und
l7 walhi-Gefäße hin.
18 In diesen Gefäßen bereitete sie alles in Hülle und Fülle.
19 Inar reiste nach der Stadt Ziggaratta
20 und traf sich (dort) mit dem Sterblichen Hupaschiya.
21 Folgendermaßen sprach Inar zu Hupaschiya: "Schau,
22 ich habe vor, diese und jene Sache zu unternehmen.
23 Stelle du dich doch auf meine Seite!"
24 Folgendermaßen antwortete Hupaschiya zu Inar:
25 "Nur wenn ich mit dir schlafen darf, werde ich kommen
26 und den Wunsch deines Herzens erfüllen^ Und er schlief mit ihr.

3 Inar nahm Hupaschiya mit sich
4 und hielt ihn verborgen. Inar
5 schmückte sich, und sie rief die Schlange Illuyanka
6 aus ihrem Loch herauf (mit den Worten):
7 "Schau! Ich gebe eine Party.
8 Komm doch zum Essen und Trinken!"
9 Und Illuyanka kam samt seinen Kindern
10 herauf. Sie aßen und tranken.
11 Ja, sie aßen den ganzen Kochtopf leer
12 und betranken sich.
13 Zu ihren Löchern hinunter möchten sie
14 nicht mehr gehen. Da kam Hupaschiya
15 und band die Schlange Illuyanka
16 mit einer Schnur fest.
17 Dann kam der Wettergott und tötete
18 die Schlange Illuyanka. Die übrigen Götter waren dabei mit ihm zusammen.

14 Inar baute im Lande Tarukka auf dem Felsen
15 ein Haus für sich,
16 (und) siedelte Hupaschiya in diesem Haus an.
17 lnar
18 gab ihm folgende Anweisung: "Wenn ich auf das Feld
19 gehe, hüte dich davor, aus dem Fenster
20 hinauszuschauen.
21 Falls du nämlich hinausschaust,
22 so würdest du deine Frau und deine Kinder erblicken.
23 Nachdem 20 Tage vergangen waren, schaute er doch zum Fenster
24 hinaus und erblickte tatsächlich seine Frau und seine Kinder.
25 Als Inar vom Feld zurück
26 kam, begann jener zu jammern:
27"Laß mich doch zurück nach Hause!"

9 Folgendermaßen sprach Inar zu Hupaschiya:
(eine andere Version desselben Mythos: )
2 Was auch immer [...]
3 er sagte. ... Als die Schlange Illuyanka den Wettergott
4-5 besiegte, da nahm sie sein Herz und seine Augen. Und der Wettergott wollte sie ihr fortnehmen[?].

4 So nahm er die Tochter eines armen Mannes
5 zu seiner Frau und zeugte einen Sohn.
6 Als dieser heranwuchs,
7 nahm er die Tochter der Schlange Illuyanka
8 zu seiner Frau.
9 Der Wettergott unterwies seinen Sohn immer wieder:
10 "Wenn du in das Haus deiner Frau gehst,
11 so verlange von ihnen mein Herz
12 und meine Augen !
13 Als er dahin gelangte, verlangte er von ihnen das Herz,
14 und sie gaben es ihm.
15 Zuletzt verlangte er von ihnen die Augen,
16 und auch diese gaben sie ihm.
17 Er überbrachte sie dem Wettergott, seinem Vater;
18 und so hat der Wettergott sein Herz und seine Augen
19 wiedererlangen können.
20 Als nun seine Gestalt wieder
21 ihren früheren Zustand erlangt hatte,
22 zog er erneut zum Meer zur Schlacht.
23 Als er ihr die Schlacht lieferte,
24 war er dabei, die Schlange Illuyanka
25 zu besiegen. Der Sohn des Wettergottes
26 war auf der Seite der
27 Schlange Illuyanka.
28 Er schrie zum Himmel, seinem Vater, hinauf:
29 "Ergreife du auch mich!
30 Erbarme dich meiner nicht!"
31 So hat der Wettergott sowohl Illuyanka
32 wie auch seinen eigenen Sohn getötet.

https://epub.ub.uni-muenchen.de/6983/1/6983.pdf

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Inara: Inar ist eine hethitische Landesgöttin hattischen Ursprungs, die der Natur, dem ländlichen Raum und den wilden Tieren verbunden ist. Sie ist die Stadtgöttin von Ḫattuša. Die Göttin Inar hat mehrere Namen. Ihr hattischer Name lautet Inar, der hethitische Name Inara. Inar gilt als Tochter des obersten hethitischen Götterpaares, des Wettergottes Tarḫunna und der Sonnengöttin von Arinna. Gemeinsam mit ihren Eltern bildete sie in althethitischer Zeit die Staatstrias.

Illuyanka ist ein Schlangendämon der hethitischen Mythologie. Der Priester Kella beschreibt zwei verschiedene Versionen des Mythos, der eng mit dem purulliya-Neujahrsfest verbunden ist. Ursprünglich dürfte es sich um einen hattischen Mythos gehandelt haben.

Der Illuyanka-Mythos beschreibt, wie der Wettergott Tarḫunna in der Ortschaft Kiškilušša mit dem Schlangendrachen Illuyanka, der Verkörperung des Winters kämpft und gegen ihn verliert. In seiner Not ruft der Wettergott die anderen Götter zu Hilfe. Inar erhört seinen Ruf und bereitete ein Fest, zu dem sie randvoll gefüllte Kessel mit Wein, marnuwant-Bier und walḫi-Trank besorgt.

Da Inar Illuyanka jedoch nicht alleine bezwingen kann, sucht sie den Beistand des Menschenmannes Ḫupašiya aus der Stadt Zigaratta. Ḫupašiya verspricht der Göttin ihr zu helfen, wenn er nur mit ihr schlafen dürfe. Inar gewährt und erfüllt ihm den Wunsch. Daraufhin führt sie Ḫupašiya zu dem Ort, wo zum Fest gerüstet worden war, und versteckt ihn.

Nachdem Inar sich geschmückt hat, ruft sie Illuyanka aus seiner Höhle damit er dem Fest beiwohne. Illuyanka kommt mit seiner gesamten Brut zu dem Fest. Die Schlangen essen und trinken bis sie schließlich dermaßen betrunken sind, dass sie nicht mehr in ihre Höhle zurückfinden. Diese Situation nutzt Ḫupašiya aus und fesselt Illuyanka, der daraufhin von Tarḫuna erschlagen wird.

Nach diesen Ereignissen erbaut Inar auf der Spitze eines Felsens im Lande Tarukka ein Haus, in welchem sie Ḫupašiya wohnen lässt. Die Göttin verbietet ihm aus dem Fenster zu sehen wenn Inar unterwegs sein, denn dann würde er seine Frau und Kinder erblicken. Nach zwanzig Tagen bricht Ḫupašiya das Verbot und erblickt durch das Fenster seine Frau mit den gemeinsamen Kindern, worauf ihn Sehnsucht nach seiner Familie ergreift und er von Inar verlangt wieder nach Hause gelassen zu werden. Die Textzeilen mit den folgenden Ereignissen sind nur noch sehr fragmentarisch erhalten, aber es lässt sich erkennen, dass Inar von Ḫupašiyas Ansinnen verärgert ist. Es ist möglich, dass Inar ihn daraufhin tötet, auch wenn der Text darüber keine weiteren Aussagen erlaubt. Bekannt ist jedoch, dass in der zweiten Fassung der Sohn des Tarḫunna, der in etwa die gleiche Funktion erfüllt wie Ḫupašiya in der ersten Fassung, nach vollendeter Aufgabe getötet wird. Daher ist es denkbar, dass Ḫupašiya das gleiche Schicksal widerfährt, zumal er mit der Göttin Inar eine heilige Hochzeit eingegangen ist. Nach diesen Ereignissen geht Inar in die Stadt Kiškilušša. Ihr Haus und den Fluss der Wasserflut übergibt sie dem hethitischen König. In Erinnerung an die mythischen Begebenheiten begingen die Hethiter das purulliya-Fest.


Der Wettergott tötet den Drachen Illuyanka. Kalkstein-Relief, 1050-850 v.u.Z


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