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Die Große Revolte gegen Naram-Sin

Text G (MAH 10829)
01. Enlil, seine Kraft, Ilaba, der junge Krieger der Götter:
02. Narām-Sin, der mächtige König, König von Akkade,
03. König der vier Weltufer,
04. der mit Ištar und Annunītum spricht,
05. Gesalbter Priester des Anu, General(1) des Enlil,
06. Statthalter Ilabas,
07. Wächter der Quellen des Irnina(kanals), des Tigris und des Euphrats,
08. der seine Macht ausziehen lässt
09. Gegen alle Knige —
10. als (alle) vier Weltufer
11. gemeinsam gegen mich rebellierten,
12. Kiš, Kuta, Tiwa, Urumu,
13. Kazallu, Giritab, Apiak,
14. Ibrat, Dilbat, Uruk und Sippar
15. gemeinsam gegen mich rebellierten,
16. damals –Sargon, mein Vater,
17. hatte Uruk geschlagen und
18. die Freilassung der Truppen von Kiš verfügt,
19. ihre Sklavenfrisuren abgeschoren
20. (und) ihre Fesseln zerbrochen;
21. (bei) Ištar, Ilaba, Šullat und Ḫaniš,
22. Šamaš und dem ‘Tag’
23. war Kiš nicht feindlich, es war mit mir verbrüdert!
24. Zwischen Tiwa und Urumum,
25. auf der Flur des Sin(2), dem Gebiet von Esabad, dem Tempel der Gula,
26. versammelte sich Kiš,
27. und Ipḫur-Kiš, den Mann von ˹Kiš˺, den Sohn der Ṣummirāt-Ištar, der Klagesängerin,
28. erhoben sie in das Königsamt.
29. Puttimadal, König von Simurrum,
30. Ingi, König des Landes Namar,
31. Rīš-Adad, König von Apišal,
32. Migir-Dagan, König von Mari,
33. Ḫupšum-kipi, König von Marḫaši,
34. Duḫsusu, König von Mardaman,
35. Mannum, König von Makan,
36. Lugal-Ana, König von Uruk,
37. Ir-Enlila, König von Umma,
38. Amar-Enlila, König von Nippur


Text M (A 1252 + M. 8696)
01. Kiš, Kuta, Tiwa, Wurumu,
02. Kazallu, Giritab, Apiak,
03. . . . , Ibrat, Dilbat,
04.  . . ., Uruk und Sippar.
05. Damals – Sargon, mein Vater, hatte die Stadt Uruk geschlagen
06. und die Freilassung der Kišiten verfügt,
07. hatte ihre Sklavenfrisuren abscheren lassen, ihre Fesseln
08. in Stücke gebrochen und Lugalzagesi, ihren Ausbeuter,
09. nach Akkade geführt; gegen mich aber wurden sie feindlich in schwächlicher und bösartiger Weise.
10. Durch das Urteil der Ištar und Annunītum
11. besiegte er ˹sie˺ in der Schlacht.  . . .
12. Die Kišiten waren nicht feindlich, sie waren mit mir verbrüdert!
13. Zwischen Tiwa und Wurumu, auf dem Feld der Flur des Sin
14. dem Gebiet von Esabad, dem Tempel der Ninkarra[k](3),
15. <versammelte sich> Kiš, <und> Ipḫur-Kiš, den Kišiten,
16. den Sohn der Ṣummirat-Ištar, der ˹Dienerin˺ der Klagesängerin, erhoben sie zum König.
17.  . . . Kuta (?)

01. [ . . .]-utu[, der . . . . . . ],
02. Warad-Ellil, ˹der Ummäer (?)˺,
03. Ama-mullili, der Nippurer,
04. Bubu, der Diräer,
05. Amar-gin (= Amar-girid), der König von Uruk,
06. ˹Pašaḫnadgalni (?)˺, der Lulluber
07. –sein [ . . . . . ] geschoren,  sein  . . . . .  hochgesträubt –
08. [ . . . ] . . . . .  30 Leutnants von 90000 –nach [ . . . . . . ]
09. zogen sie und in der Schlacht . . .

01. (Spuren)
02. Den Kampf führten sie, und im Lande [ . . . . . . ]
03. [ . . . . . . ] sie wurden gegen mich feindlich und [ . . . . . . ]
04. Neunmal ließ ich sie frei [ . . . . . . ]
05. [ . . .          . . . ]nanasa, der Erste [ . . . . . . ]
06. formierte eine Armee für die Schlacht: 50000 waren aufgeboten.
07. [ . . . . . . ] . .  Amar-gin, der König von Uruk,
08. formierte eine Armee für die Schlacht: 40 000 waren aufgeboten.
09. [ . . . . . . ] den Leichnam
10. [ . . . . . . in/für die Schlacht 11 [ . . . . . . ]

01. (Spuren)
02. [ . . . . . ] ich tötete sie, in [ . . . . . . ]
03. Im Aufbruch der ˹Söhne (?)˺ Akkades ließ ich neun ˹Feldzüge (?)˺
04. auf sie kommen.




Altbabylonisch, überliefert in zwei Exemplaren: aus Babylonien (G) und Mari (M), Charpin zufolge ist die Mari-Tafel höchstwahrscheinlich zur Zeit Šamši-Adads I. (1813– 1781 v.u.Z. verfasst worden

Die Textgattung nennt sich "narû" und bezeichnet Königsinschriften und ggf. epische Texte über königliche Herrscher, teils auch fiktiver Art. Literarische narûs sind also Dichtungen, im Gegensatz zu den Königsinschriften. Die Gattung der narû Literatur „hat historische Episoden als Thema, berühmte Könige als Helden, zieht aber auch im Stile der Weisheitsliteratur moralische Folgerungen.“

01: šagina/šakkanakku ist ein bereits präsargonisch bezeugter, dem Wortursprung nach militärischer Titel für „General“ oder "Gouverneur"
02: "Flur des Sin": lag wohl im umgrenzten Gebiet des Esabad-Tempels der Gula/Ninkarrak
03: Ninkarrak: ein anderer Name der Göttin Gula, der ursprünglich eine andere, bald mit Gula synkretisierte Göttin benannte

zu den Königsnamen:
- der Name Lugal-an-na von Uruk in G geht gewiss auf Lugal-an-n von Ur zurück
- A-mar-gi-in von Uruk in M ist eine verfremdete Form von Amar-girid von Uruk
- Ir-Enlila (G) bzw. Warad-Illili (M) von Umma dürfte literarhistorisch mit TE-dingir En-lil zusammenhängen, der aus zwei historischen Omina aus der spät-altbabylonischen Zeit bekannt ist
- Amar-En-lil-la (G) bzw. A-ma-Mu-ul-li-li (M) von Nippur ist wohl ein Phantasiename, der sich sonst nirgendwo belegen lässt
- Von den übrigen Namen sind in M nur Bubu von Dēr und Pašaḫnadni (?) von Lullubu erhalten geblieben; beide sind anderweitig nicht belegt
- Rīš-Adad von Apišal: Narām-Sins Sieg über Apišal ist das Thema des altbabylonischen Heldenepos „Narām-Sin und der Herr von Apišal“; es ist zudem in insgesamt elf historischen Omina überliefert, die von der früh-altbabylonischen Zeit bis in das erste Jahrtausend datieren, womöglich Rīd-Adad von Armānum
- Manum von Makan ist in einer im Original überlieferten Inschrift Narām-Sins belegt
- Puttimatal von Simurrum ist ein hurritischer Name, dasselbe gilt für Ḫupšumkipi von Marḫaši und vermutlich auch für Ingi von Namar
- Migir-Dagān passt auf einen Mari-König
- für Duḫsusu von Mardaman bleibt die Frage der sprachlichen Herkunft offen

Da beide Textzeugen (G u. M) in größeren Teilen direkt von einer authentischen Inschrift Narām-Sins abgeleitet sind, stellt das Werk in der Keilschriftliteratur ein Unikum dar: Es demonstriert zur Zeit wie kein zweites Werk die Art und Weise, wie die Schreiber der altbabylonischen Zeit anhand der ihnen verfügbaren historischen Daten ihre Geschichte interpretierten.

Quelle:
Michael Haul: "Stele und Legende" (Göttinger Beiträge zum Alten Orient Band 4)

cdli

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